Oberflächliche Preisvergleiche führen in die Irre

trukturbedingte Kostenunterscheide führen zu unterschiedlich hohen Preisen / Zahlreiche Faktoren beeinflussen Preise / Deutsche im EU-Mittelfeld

Berlin, 17. März 2016 – „Die Wasserpreise in Deutschland sind unterschiedlich hoch, da es die Wasserversorger mit regional sehr verschiedenen Strukturen zu tun haben, die nicht oder nur teilweise beeinflussbar sind. Dabei geht es um eine Vielzahl höchst unterschiedlicher Bedingungen bei der Wassergewinnung, der Wasseraufbereitung und der Verteilung an die Kunden über ihre Leitungsnetze. Hinzu kommen unterschiedliche regionale Umweltauflagen, die die Versorger erfüllen. Folge dieser sehr verschiedenen Strukturen vor Ort sind unterschiedliche Kosten, die wiederum zu deutlichen und gerechtfertigten Preisunterschieden führen können“, sagte Martin Weyand, Hauptgeschäftsführer Wasser/Abwasser des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW), heute in Berlin anlässlich der heute veröffentlichten Wasserpreis-Tabelle des Portals „billiger.de“. Ein reiner Preisvergleich, der diese Faktoren nicht berücksichtige, führe daher in die Irre, so Weyand. Seit 2005 haben sich die Pro-Kopf-Ausgaben für Trinkwasser lediglich um 3,6 Prozent erhöht, während die Inflation um 15,3 Prozent stieg. Dieser Trend hat sich in den letzten Jahren verstärkt, so dass die Schere zwischen Pro-Kopf-Aus-gaben für Trinkwasser und Inflationsentwicklung weiter auseinandergeht.

„Auch bei Schein-Vergleichen mit anderen Staaten gilt: Oberflächliche Wasserpreisvergleiche werden auch durch Wiederholung nicht richtiger. Wer einfach nur den Betrag auf der Wasser-Rechnung in Deutschland mit den entsprechenden Beträgen in anderen Staaten vergleicht, führt sich faktisch selbst hinters Licht: Diese Vergleiche berücksichtigen weder Subventionen noch europäische Qualitäts- und Leistungsstandards. Die VEWA-Studie des BDEW zeigt im internationalen Vergleich, dass bei Berücksichtigung von Zuschüssen und der Bereinigung von Steuern und Abgaben und der Zugrundelegung gleicher Umwelt- und Qualitätsstandards die deutschen Wasserpreise im internationalen Vergleich im Mittelfeld liegen.“

„Die Wasserversorgung ist heute untrennbar mit dem Gewässerschutz verbunden. Es müssen wichtige ökologische Aspekte berücksichtigt werden, die Versorgung muss in den Naturhaushalt eingebettet sein. Das darf in der Debatte nicht einfach ausgeblendet werden“, führte Weyand weiter aus. Das Wasserhaushaltsgesetz schreibt eine ortsnahe Wasserversorgung vor. Damit sollen der Wassergebrauch und die natürliche Regenerationsfähigkeit des Ökosystems vor Ort miteinander in Einklang gebracht werden. So werde nachhaltig die Wasserversorgung auch für kommende Generationen gesichert. „Dies sind wichtige Aspekte, die die Wasserversorgung von anderen Branchen unterscheidet“, so Weyand.

Hinsichtlich der konkreten strukturellen Unterschiede zwischen Wasserversorgern gehe es vor allem um folgende Fragen:

  • Bei der Wasserherkunft: Welche Mehrausgaben entstehen aus der Verwendung von Oberflächenwasser, oberflächennahem Grundwasser oder Tiefengrundwasser? Welche Mehrausgaben entstehen durch Fremdbezug?
  • Bei der Rohwasserqualität: Welche Auswirkungen haben naturnahe oder weitergehende Aufbereitungsverfahren auf die Ausgaben der Kunden?
  • Bei der Bodenbeschaffenheit, also der Geologie: Wie viel kostet durchschnittlich die Verlegung von Netzen in felsigen oder fließenden Bodenarten mehr als in Kies, Sand oder Ton?
  • Bei der Topografie: Welche Mehrausgaben entstehen für die Kunden durch die Höhenstruktur im Versorgungsgebiet und damit verbundene technische Anforderungen an die Verteilung?
  • Bei der Urbanität: Wie beeinflussen die Siedlungstypen (ländlicher Raum, städtischer Raum oder Großstadt) die Ausgaben pro Kopf?
  • Bei der Siedlungsdichte: Wie beeinflusst die Siedlungsdichte die spezifische Netzausstattung und die Ausgaben pro Kopf?
  • Wasserqualität: Welche zusätzlichen freiwilligen Leistungen (bspw. Enthärtung) erbringt das Wasserversorgungsunternehmen? Was sind die Kosten für die Kunden?
  • Umweltschutz: Welche Maßnahmen ergreift das Wasserversorgungsunternehmen zum Schutz der Umwelt und der Wasservorkommen? Hierunter fallen beispielsweise Kooperationen mit der Landwirtschaft, wasserschutzbezogener Flächenkauf, zusätzliche Grundwasseranreicherung und Laboruntersuchungen, die mit ihren Auswirkungen auf die Ausgaben der Kunden erläutert werden.
  • Nachhaltige Instandhaltung: Was tut das Wasserversorgungsunternehmen, um die Netzinfrastruktur nachhaltig und langfristig zu erhalten und zu sichern?
  • Versorgungssicherheit: Welche Vorkehrungen trifft das Wasserversorgungsunternehmen, um die hohe Versorgungssicherheit stets zu gewährleisten? Welche Anlagen werden dafür vorgehalten?
  • Kundenservice: Welches Serviceangebot bietet das Wasserversorgungsunternehmen seinen Kunden?