Adolf Hitlers Buch „Mein Kampf“ ist der Inbegriff einer politischen Hetzschrift und Symbol der Naziherrschaft schlechthin, mitverantwortlich für Millionen Tote. Zum Jahresende 2015, rund 70 Jahre nach Hitlers Tod, liefen die Urheberrechte zu seinem antisemitischen Pamphlet aus. Am 8. Jänner 2016 hat das Münchner Institut für Zeitgeschichte das Werk als kritisch kommentierte Edition neu veröffentlicht – im Vorfeld und aktuell begleitet von einer kontroversen Diskussion. Diese nimmt der ORF ab 15. Jänner 2016 zum Anlass für einen umfassenden Programmschwerpunkt in TV und Radio.

Nach 1945 war der Neudruck seitens des Rechteinhabers Freistaat Bayern (als Rechtsnachfolger des nationalsozialistischen „Franz-Eher-Verlags“) verboten, nicht jedoch der Privatbesitz – und auch nicht der Handel mit alten Ausgaben. Tatsache ist, dass von den zwölf Millionen Exemplaren des Werks, die zu Lebzeiten Hitlers gedruckt wurden, noch genug antiquarisch in Umlauf sind; von fremdsprachigen Ausgaben ganz zu schweigen. Seit Ende des Zweiten Weltkriegs beschäftigt die Frage, wie man mit diesem tabuisierten Buch künftig umgehen soll. Darf man es allgemein zugänglich machen, also über den wissenschaftlichen Gebrauch hinaus? Da die Urheberrechte erloschen sind, wird die „Mein Kampf“-Neuausgabe des Münchner Instituts für Zeitgeschichte, deren Ziel die Dekonstruktion und Kontextualisierung von Hitlers Schrift ist, wohl nicht die einzige bleiben.

Den Auftakt des ORF-Programmschwerpunkts macht am Freitag, dem 15. Jänner, die Ö1-Sendung „Kontext – Sachbücher und Themen“ (9.05 Uhr), die einen Beitrag über die mit vielen Fußnoten und Kommentaren versehene Neuausgabe bringt.
„Das Unbuch. Hitlers ‚Mein Kampf‘“ ist dann Wochenthema der Ö1-Reihe „Betrifft: Geschichte“ von Montag, 25., bis Freitag, 29. Jänner (jeweils 17.55 Uhr). Politikwissenschafter Anton Pelinka (Central European University, Budapest, und Institut für Konfliktforschung, Wien) spricht darin über Genese sowie Wirkungs- und Nachgeschichte der rassistischen Propagandaschrift.