Nervenultraschall hat sich rasant zu einem immer exakter und leichter einsetzbaren Diagnose-Tool entwickelt. Menschen, die an Verletzungen peripherer Nerven leiden und einen rekonstruktiven, plastischen, chirurgischen Eingriff benötigen, haben oft ein lange Leidensgeschichte und viele Operationen hinter sich. Mit Nervenultraschall kann diese Leidenszeit heutzutage extrem verkürzt werden, da der ultraschallunterstützte Blick in die Nervenbahnen dabei hilft, sowohl in der Diagnostik wie auch in der Therapie genauere und schnellere Maßnahmen zu ergreifen. Die MedUni Wien hat mit den Forschungen an der Klinischen Abteilung für Neuroradiologie und Muskuloskeletale Radiologie (Leitung der Forschungsgruppe Nervenultraschall: Gerd Bodner) an der raschen Weiterentwicklung dieser neuen Sonografie-Methoden maßgeblich mitgewirkt.
Neben der mittlerweile als Standarddiagnostik etablierten Darstellung häufiger Engpasssyndrome der Hand wie z.B. dem Karpaltunnelsyndrom (Verletzung des Mittelarmnervs in der Handwurzel) und dem Kubitaltunnelsyndrom (Verletzung des Ellennervs), erlaubt die hochauflösende Sonographie mit bis zu 22 Megahertzsonden immer neuerer Einsatzgebiete von Nervenverletzungen: Beispielsweise nach dem Einsetzen von Kreuzband-Plastiken am Knie oder bei Geschwulstbildungen an sensorischen Nerven (Neurome).
„Mit Hilfe der neuen Ultraschall-Geräte gelingt es uns, die peripheren Nervenbahnen ganz exakt darzustellen und anzuschauen“, sagt Georg Riegler von der Universitätsklinik für Radiologie und Nuklearmedizin der MedUni Wien anlässlich des von 2.-6. März in Wien stattfindenden ECR (European Society of Radiology), dem größten europäischen Radiologenkongress. Damit ist es den Radiologen möglich, ganz genau zu diagnostizieren, ob es sich um eine Nervenverletzung handelt, und auch um welche, oder ob ein Tumor die Probleme hervorruft und natürlich auch, wo exakt die Läsion am Nerv liegt. Riegler: „Wir können mit Hilfe der Sonografie den Ursprung des Nervs sehen, wo er hingeht und wie er verläuft. Das ist ganz wichtig bei der präoperativen Diagnostik.“
In der Therapie wiederum bedeutet das, dass man die Intervention ganz exakt setzen kann: So kann zum Beispiel auf Mikromillimeter genau festgelegt werden, wo ein Ganglion (Nervengeschwulst) punktiert werden muss, damit es beseitigt werden kann. Gleiches gilt für die Radiofrequenztherapie, bei der mit hochfrequenten Stromfeldern das krankhafte Nervengewebe durch Hitze zerstört wird. „In beiden Fällen hilft uns der Ultraschall, ganz genau zu sehen, wohin wir mit der Nadel stechen dürfen und sollen“, erklärt Riegler.
Diese verbesserten Möglichkeiten bedeuten einerseits eine deutliche Ersparnis bei den Ressourcen und Medikamenten, verkürzen aber vor allem auch die Leidenszeit der Betroffenen, die kürzer ambulant aufgenommen werden müssen und generell weniger operative Eingriffe über sich ergehen lassen müssen.
Fünf Forschungscluster an der MedUni Wien
Insgesamt sind fünf Forschungscluster der MedUni Wien etabliert. Dort werden in der Grundlagen- wie in der klinischen Forschung vermehrt Schwerpunkte an der MedUni Wien gesetzt. Die Forschungscluster umfassen medizinische Bildgebung, Krebsforschung/Onkologie, kardiovaskuläre Medizin, medizinische Neurowissenschaften und Immunologie. Nervenultraschall fällt in den Themenbereich des Clusters für medizinische Bildgebung.