Testsieger Unimarkt, gefolgt von MPreis und Hofer, PennyMarkt Schlusslicht.

Österreichs Supermärkte könnten einen großen Beitrag dazu leisten, Lebensmittelmüll zu verringern. Sie setzen bisher aber nur einen Teil der möglichen Initiativen um. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung von Greenpeace-Marktcheck. Die Umweltschutzorganisation hat zehn Maßnahmen zur Vermeidung von Lebensmittelabfällen definiert und bei neun Supermarktketten nachgefragt, inwieweit sie die entsprechenden Kriterien erfüllen. Alle Supermärkte sind sich der Problematik bewusst, wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß. Von den neun abgefragten Märkten setzt Unimarkt, gefolgt von MPreis und Hofer, die meisten konkreten Maßnahmen um, PennyMarkt die wenigsten.

„Eine wichtige Maßnahme zur Vermeidung von Lebensmittelmüll ist es, keine Multipacks – etwa zwei Produkte zum Preis von einem – anzubieten, vor allem bei leicht verderblicher Ware“, sagt Nunu Kaller, Konsumentensprecherin bei Greenpeace in Österreich, und ergänzt: „Solche Angebote können dazu führen, dass die Kundinnen und Kunden mehr kaufen als sie eigentlich brauchen und ihnen die Ware zuhause schlecht wird. Die Supermärkte tragen so indirekt zur Lebensmittelverschwendung bei. Die Alternative wäre ein Preisnachlass schon ab dem ersten Stück.“ Unimarkt und Hofer sind die einzigen der befragten Supermärkte, die komplett auf Gratis-Angebote verzichten.

Doch nicht nur durch ihr Angebot, sondern auch durch ihre Einkaufspolitik können Supermärkte zu weniger Lebensmittelmüll beitragen. Obst und Gemüse, das nicht den hohen optischen Qualitätsstandards entspricht, kaufen die Händler von den Produzenten oft gar nicht an. Diese werfen es dann entweder weg, ackern es wieder ein oder verarbeiten es, im selteneren Fall, weiter. Jene Supermärkte, die auch Obst der Handelsklasse II oder vergleichbare Produkte anbieten, wurden daher von Greenpeace besser bewertet. „Geschätzte zwanzig Prozent der Lebensmittel schaffen es nicht einmal in den Handel, obwohl sie bedenkenlos genießbar sind. Die Supermärkte können das ändern“, sagt Kaller.

Auch den Zugang der Supermärkte zum Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) fragte Greenpeace ab. Das MHD gibt an, bis zu welchem Zeitpunkt der Hersteller garantieren kann, dass die wertbestimmenden Eigenschaften des Lebensmittels, etwa Farbe, Geruch oder Geschmack, bei angemessener Lagerung erhalten bleiben. Sehr oft ist die Ware aber weit über das MHD hinaus bedenkenlos genießbar. „Lebensmittelrechtlich dürfen Händler Produkte nach Ablauf des MHD noch verkaufen, wenn sie sich von der Qualität des Produkts überzeugt haben und ihre Kundinnen und Kunden eindeutig darauf hinweisen. Leider macht dies kein einiger Supermarkt“, sagt Konsumentensprecherin Kaller. „Was jedoch zumindest sehr häufig vorkommt, ist ein Abverkauf der Produkte kurz vor Ablauf des MHD und eine Weitergabe betroffener Produkte an Sozialmärkte.“

Allgemein kritisiert Greenpeace die schlechte Datenlage rund um das Thema. Österreichs Supermärkte verfügen über wenig Information, was Menge und Art des anfallenden Lebensmittelmülls betrifft. Hier ist auch die Politik gefordert. „Obwohl wir insgesamt kein schlechtes Ergebnis haben – immerhin wurden sechs Supermärkte mit ‚Gut´ bewertet – braucht es noch mehr konkrete Vorgaben, auch seitens der Bundesregierung“, sagt Kaller. Greenpeace hat eine Petition gestartet, damit endlich verpflichtende, gesetzliche Rahmenbedingungen geschaffen werden. „Wir brauchen einen konkreten, österreichweiten Umsetzungsplan, um unser Essen vor dem Mist zu retten“, so Kaller abschließend.

Weitere Informationen und die Ergebnisse im Detail:
Unter dem Titel „Nachhaltigkeit im Test“ nimmt der Greenpeace-Marktcheck regelmäßig das Sortiment des österreichischen Einzelhandels unter die Lupe. Jeweils zu Monatsanfang wird im Hinblick auf die Erfüllung von nachhaltigen Kriterien ein Ranking der größten Supermarktketten in Österreich veröffentlicht. Das Ranking zum aktuellen Thema Lebensmittelabfall, die zugrundeliegenden Kriterien und Gewichtungen sowie Produktinformationen finden Sie unter: greenpeace.at/nachhaltigkeit-im-test