„Wie viel Kinderglück steckt in Ferreros berühmter Nuss-Nugat-Creme?“ diese Frage stellt derzeit Greenpeace in seinem Magazin

 

 

Haselnüsse

Die für die Nutella-Produktion verwendeten Haselnüsse werden nach Angaben von Ferrero vor allem aus der Türkei bezogen, rund ein Viertel der weltweiten Haselnussernte kommt von dort. Ferrero will den Anbau bis 2020 als nachhaltig zertifizieren lassen – was das im Einzelfall bedeutet, bleibt vage. Auf den türkischen Haselnussplantagen ist bekanntermaßen Kinderarbeit ein großes Problem. Laut einem Bericht der Zeit vom Dezember 2014 wird in dem Land sogar in amtlichen Statistiken darauf verwiesen, dass rund 400.000 Kinder zwischen 6 und 17 Jahren regelmäßig in der Landwirtschaft arbeiten müssen. Auch türkische Nichtregierungsorganisationen beschäftigen sich mit diesem Problem: Sema Genel von der türkischen Menschenrechtsorganisation Hayata Destek erklärte in einem Interview mit der Zeit, dass ohne Kinderarbeit türkische Haselnüsse in großen Mengen kaum verfügbar wären. Offen bleibt, ob sich Ferrero bis in fünf Jahren mit fragwürdigen Zertifikaten der sozialen Verantwortung für ihre Produktion entledigen oder sich der ernsten Lage auf den Plantagen ihrer Zulieferer tatsächlich stellen wird.

Kakao

Der Kakao für „Nutella“ stammt nach Angaben von Ferrero aus der Elfenbeinküste, aus Ghana, Nigeria oder Ecuador. Der Konzern wirbt auch in Bezug auf Kakao damit, dass der Anbau bis 2020 als nachhaltig zertifiziert werden soll. In vielen dieser Anbaugebiete ist besonders die Kinderarbeit ein großes Problem, wie auch das Greenpeace Magazin berichtete. Recherchen des NDR auf den Kakaoplantagen der Elfenbeinküste zeigten, dass viele Kinder dort trotz anderslautender Versprechungen der Schokoladen-Industrie noch immer unter sklavereiähnlichen Bedingungen für die Ernte von Kakao eingesetzt werden. Das Kinderarbeit auf den Kakao-Plantagen ihrer Zulieferer ein großes Problem ist, ist auch Ferrero bekannt – trotzdem lässt der Konzern sich mit der Problembekämpfung reichlich Zeit: Im Zuge der Zertifizierung soll „Menschenhandel, missbräuchliche Kinderarbeit und Zwangsarbeit von Erwachsenen in unserer Kakaolieferkette“ vermieden werden. Bis sich das ändert, werden die Kinderarbeiter von heute wohl schon Erwachsene sein.

Palmöl

Nutella enthält Palmöl, das pflanzliche Fett macht das Produkt streichzart – ein wichtiges Kriterium für die creme-verwöhnten Nutella-Liebhaber. Doch wo kommt das Palmöl her? Ferrero gibt auf der Informationsseite zu Nutella an, dass der größte Teil des verwendeten Palmöls aus Malaysia stammt. Das pflanzliche Fett werde seit 2013 aus zu 100 Prozent zertifiziert nachhaltigem Anbau bezogen. Ferrero ist seit 2005 Mitglied des „Round Table on Sustainable Palm Oil“ (RSPO), der nachhaltige Produktion und Verwendung von Palmöl fördern will.

Doch ob der monokulturelle Anbau von Palmöl in riesigen Plantagen in Urwaldgebieten überhaupt nachhaltig sein kann, ist fragwürdig. In Malaysia und Indonesien, den weltweit größten Palmölproduzenten, ist die Ausbreitung der Palmölproduktion die wichtigste Ursache für die Entwaldung: In Malaysia nahm die Waldrodung in der Zeit von 1990 bis 2005 um 85 Prozent zu, wobei 4,2 Millionen Hektar Land mit Palmöl-Plantagen bepflanzt wurden. Dabei gingen wichtige Ökosysteme für immer verloren, oftmals wurden Menschen von ihrem Land vertrieben und der Boden mit gesundheitsschädigenden Agrochemikalien verseucht. Zudem schließt RSPO nicht einmal die Regenwaldrodung aus. Das Siegel „verbietet“ lediglich die Abholzung von Primärwäldern und Wäldern mit besonderem Schutzwert. Stammt das Palmöl von Waldflächen, die vor 2008 abgeholzt wurden, darf es das RSPO-Label tragen – damit kann die Rodung nachträglich legitimiert werden.

Weil die Zertifizierung des RSPO all diese Punkte außen vor lässt, steht das Siegel massiv in der Kritik: Nachdem 2008 das erste von RSPO als nachhaltig zertifizierte Palmöl auf den Markt kam, reagierten 256 Umwelt-, Sozial- und Menschenrechtsorganisationen unverzüglich: In einer gemeinsamen Erklärung lehnten sie die Kennzeichnung als „Greenwashing“ ab. Die angewandten Kriterien reichten bei weitem nicht aus, einen nachhaltigen Anbau zu gewährleisten.