WKÖ-Gleitsmann: Gemeldete offene Stellen oft schwer zu besetzen – praxistaugliche Bildungsangebote notwendig, um Lücke zu schließen.

 

Die Arbeitsmarktlage ist Ende März mit einem Anstieg um rund 10.135 Personen im Vorjahresvergleich weiterhin schlecht. „Es ist sehr unerfreulich, dass Österreich im EU-weiten Ranking erneut zurückfällt und nun deutlich abgeschlagen auf Platz 6 liegt“, so Martin Gleitsmann, Leiter der sozialpolitischen Abteilung in der WKÖ. Auch bei der Jugendarbeitslosigkeit hat Österreich längst den Stockerlplatz verloren und liegt mit dem 6. Platz im EU-weiten Vergleich nur mehr im Mittelfeld. Vor allem der milden Witterung und der frühen Osterwoche im heurigen Jahr sei es zu verdanken, dass die Situation nicht noch schlechter ist, so Gleitsmann.

Positiv ist, dass der März einen neuerlichen Anstieg der Beschäftigung um weitere 49.000 Personen im Vorjahresvergleich brachte. Erfreulich ist auch der Zuwachs an gemeldeten offenen Stellen (+ 40 % im Vorjahresvergleich) mit besonders positiven „Ausreißern“ in Oberösterreich (+ 80%) und der Steiermark (+62,1%). Besonders günstig ist die Entwicklung am Arbeitsmarkt für Ältere: Im Gegensatz zum allgemeinen Trend – Anstieg der Arbeitslosenquote um +0,1% im Vorjahresvergleich – sinkt die Arbeitslosenquote der Älteren (-0,1 Prozentpunkte im Vorjahresvergleich).

Offene Stellen und offene Lehrstellen sind schwer zu besetzen, besonders in Westösterreich

Auf der Kehrseite verschärft sich der Fachkräftemangel, wie Gleitsmann erläutert: „Unsere Betriebe melden vermehrt große Probleme bei der Besetzung offener Stellen. Betroffen sind neben dem Tourismus und dem Handel etwa auch die Metall- und Elektrotechnik und das Bau-und Baunebengewerbe. Besonders große Schwierigkeiten melden Betriebe in Westösterreich.“

Ähnlich ist die Lage am Lehrstellenmarkt. Viele Lehrstellen könnten nicht besetzt werden, oft fehle es den Jugendlichen an Basiskenntnissen in Mathematik und Deutsch oder an den notwendigen Softskills wie Pünktlichkeit oder Verlässlichkeit, erläutert der WKÖ-Experte. Das führe dazu, dass sich viele Betriebe schließlich aus der Lehrlingsausbildung zurückziehen.

Weiterbildung im Betrieb stärken

Damit der Abgleich zwischen Arbeit Suchenden und offenen Stellen besser gelingt, brauche es praxistaugliche Bildungszugänge, so Gleitsmann: „Statt der trockenen Theoriekurse braucht es geförderte Weiterbildungen, die direkt in den Betrieben ansetzen. Nur so ist sichergestellt, dass die Ausbildung die notwendige Portion Praxis enthält und am Bedarf der Unternehmen ansetzt. Die Jugendlichen müssen die Schule so fit verlassen, dass sie sofort eine Lehrausbildung starten können und nicht mühsam und teuer nachbetreut werden müssen.“

Eine Aktivierung des ausgesetzten Fachkräftestipendiums wäre jedenfalls der falsche Weg. Evaluierungen des bereits im letzten Jahr ausgesetzten Fachkräftestipendiums haben gezeigt, dass dieses sogar zu einer Erhöhung der Arbeitslosigkeit geführt hat. Die Arbeitsmarkterfolgsquoten von Weiterbildungen, die Theorie und Praxis kombinieren, sind, nicht wenig überraschend, weit überdurchschnittlich bei 80 %, vereinzelt sogar bei 100 %. „Der Ausbau der betriebliche Ausbildungen sind im Regierungsprogramm verankert und sollten daher schnell ausgebaut werden,“ fordert Gleitsmann.

Arbeitsmarkt der Personen 50+: Steigende Beschäftigung, sinkende Arbeitslosenquote

Erfreulich ist, dass die Beschäftigung bei Personen im Alter 50+ im März erneut am stärksten (+58.000 Beschäftigten) zugelegt hat. Seit Jahresbeginn nahmen bereits 31.227 Personen aus der Altersklasse 50+ eine Beschäftigung auf. „Der starke und überdurchschnittliche Zuwachs an Beschäftigungsaufnahmen und die gleichzeitig sinkende Arbeitslosenquote in dieser Altersgruppe bestätigt, dass die seit letztem Jahr zusätzlich zur Verfügung stehenden Mittel für Eingliederungsbeihilfen des AMS sehr gut wirken. Eine Stärkung der Beschäftigungsanreize muss daher auch künftig der zentrale Ansatzpunkt für eine wirksame Arbeitsmarktpolitik sein“, fordert Gleitsmann.

Gezielte Wachstumsimpulse setzen

Um möglichst rasch mehr Menschen in Beschäftigung zu bringen, brauche es generell ein wachstumsfreundliches Umfeld, so Gleitsmann. Positive Anreize für den Arbeitsmarkt würden z. B. bessere Abschreibungsmöglichkeiten oder ein Investitionsfreibetrag bringen. Und auch weitere rasch konjunkturstützend wirkende Maßnahmen wie der Handwerkerbonus und oder ein Beteiligungsfreibetrag würden dem Arbeitsmarkt Aufwind verleihen.