Hotspots für Export-Unternehmen liegen mittlerweile in Asien und Amerika – 55.000 österreichische Unternehmen exportieren in über 220 Länder weltweit.

 

„Der Export bleibt unser wichtigster Trumpf für ein solides Wirtschaftswachstum und die tragende Säule unseres Wohlstandes“, betonte Christoph Leitl, Präsident der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), heute bei einer Pressekonferenz zur Außenhandelsbilanz. 2015 gelang es und auch 2016 und 2017 werde es gelingen, „all-time-highs“ bei den Warenexporten einzufahren. Im Vorjahr wurde erstmals die 130-Milliarden-Euro-Grenze bei den österreichischen Warenexporten überschritten. Heuer werden die Warenexporte nach einer Prognose der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA der WKÖ auf über 135 Mrd. Euro und 2017 auf über 140 Mrd. Euro zulegen.

Getrübt werden könnten diese positiven Aussichten aber durch einige aktuelle Krisen, angefangen vom Konfliktherd im Nahen- und Mittleren Osten, über die damit verbundene Flüchtlingsproblematik, hin zu den nach wie vor bestehenden gegenseitigen Sanktionen zwischen der EU und Russland, wie auch durch die aktuelle Ölpreispolitik. Leitl: „Um aber beim Erfreulichen zu bleiben: zählt man zu den Warenexporten von 130 Mrd. Euro auch die österreichischen Dienstleistungsexporte von über 50 Mrd. Euro hinzu, so kommt man auf ein Gesamtexportvolumen von mehr als 180 Mrd. Euro. Das entspricht der Summe aller öffentlicher Budgets – vom Bund, der Länder und Gemeinden sowie der Sozialversicherungsträger!“

Dass es 2015 einen Export-Zuwachs gab, verdanke Österreich vor allem boomenden Märkten im „fernen Osten sowie im fernen Westen“, wie es Walter Koren, Leiter der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA, formulierte:
Einerseits gab es starke Zuwächse bei den Ausfuhren in den NAFTA-Raum (USA, Mexiko, Kanada) andererseits wurden die Staaten Südost-Asiens zu immer stärkeren Magneten für österreichische Produkte. Darunter fällt unter anderem auch Indien, von wo WKÖ-Präsident Leitl gerade mit einer großen Wirtschaftsdelegation zurückgekommen ist. Leitl:
„Indien ist die siebtgrößte Volkswirtschaft der Welt und das am schnellsten wachsende große Schwellenland weltweit. Indien hat in den letzten zehn Jahren zehn Plätze gut gemacht und liegt jetzt unter den Top-30 der wichtigsten österreichischen Exportzieldestinationen.“ 2015 machte das Exportplus rund 15% 680 Millionen Euro aus. „Das bedeutet, dass sich unsere Exporte nach Indien seit dem Jahr 2000 fast versechsfacht haben“, so Leitl. Über 500 österreichische Unternehmen sind bereits in Indien vertreten, davon rund 130 mit Niederlassungen oder Repräsentanzen.

Die Hotspots für exportorientierte Unternehmen liegen mittlerweile in Asien und Amerika, in Ländern und Regionen, die konjunkturell besser dastehen als Europa. Koren: „In diese Richtungen setzen wir auch die Segel unserer Exportförderprogramme für die österreichischen Unternehmen. 50% unserer Auslandsveranstaltungen beziehen sich schon jetzt auf Märkte außerhalb Europas. Ebenso befindet sich die Hälfte unserer über 100 Auslandsbüros in Überseedestinationen.“ Die größten Exportsteigerungen in relevante Märkte gab es im Vorjahr auch in Länder außerhalb Europas: angeführt von Mexiko (+28%), gefolgt von den USA (17%), der Türkei (16%), den V.A.E. (16%) und Indien (15%). Danach folgen die ersten europäischen Staaten, unter denen es, so Koren, „sehr wohl einige gibt, die sehr wichtig für die gute Exportperformance im Jahr 2015 waren.“ Etwa die Tschechische Republik und Polen in Mittel-Ost-Europa oder auch Großbritannien und Spanien im Westen.

Selbstverständlich sei auch die Außenhandelsentwicklung mit Deutschland, dem wichtigsten österreichischen Außenhandelspartner, in diesem Zusammenhang zu erwähnen. Die Exporte legten nach einer zwischenzeitlichen Stagnation in den ersten elf Monaten 2015 wieder um 3,7% zu. Im Ranking der wichtigsten österreichischen Exportpartner folgen auf Deutschland die USA, Italien, die Schweiz, Frankreich, die Tschechische Republik, Ungarn, Großbritannien, Polen und auf Platz 10 mit China das erste außereuropäische Land. Auf Platz 11 lag im Jahr 2014 noch Russland, das auf Grund der gegenseitigen Sanktionen auf den 15. Platz zurückgefallen ist. Der Exportrückgang machte rund 40% aus. „Die Sanktionen haben überhaupt nichts gebracht, sondern nur Schaden auf beiden Seiten angerichtet. Die Politik muss da unbedingt, vielleicht stufenweise, wieder herauskommen. Ein Ende der Sanktionspolitik wäre aus Sicht der Wirtschaft für die Stabilität für Russland und Europa wichtig“, so Leitl.

In Zukunft werden Exporte von Dienstleistungen mehr an Bedeutung gewinnen. Koren: „Die Dienstleistungsexporte betragen derzeit rund 30% der Warenexporte und tragen wesentlich zur positiven Leistungsbilanz bei. Für 2015 erwarten wir einen Zuwachs bei Dienstleistungs-Exporten von über 4% auf 53 Mrd. Euro.“ Großes Potenzial bietet dabei die internationale Nachfrage nach Expertisen in technischen und kreativen Bereichen – Logistik- und Baudienstleistungen, Engineering, Software, Architektur und Design. Insgesamt vertreiben österreichische Firmen ihre Produkte und Dienstleistungen in 220 Länder weltweit. „Mit unseren Exportförderinitiativen haben wir es seit dem Jahr 2000 geschafft, die Anzahl der österreichischen Exporteure von 12.500 auf mittlerweile 55.000 anzuheben. Das Ziel für 2025 lautet: 100.000 österreichische Unternehmen im internationalen Geschäft“, so Leitl abschließend.