Profis beleuchteten beim Digital Business Brunch der Plattform „Digital Business Trends“ neue Entwicklungen, Vorurteile und Fakten.

Im Bereich digitales Marketing sind viele Mythen im Umlauf. Mobile Werbung wirkt nicht, Banner sind tot und Content Marketing ersetzt Werbung, sind nur ein paar Beispiele dafür. Expertinnen und Experten brachten beim ersten Digital Business Brunch der Plattform „Digital Business Trends“ in Wien heute, Donnerstag, Licht in die Sache.

So ist Bannerwerbung alles andere als vom Aussterben bedroht. „Fakt ist, dass die Anzahl der Werbebotschaften, die uns erreicht, weiter wächst – unter anderem weil die Mediennutzung steigt“, so Alexis Johann von styria digital one. Täglich würden bereits rund zehn Stunden für Musik, Nachrichten, Spiele, Video, Messaging und Co. aufgewendet. Entscheidend dabei sei Interaktion zu erreichen, also Klicken, Teilen und Co. Deshalb sollte jede Werbung eine Form der Aktivierung – beispielsweise über kognitive oder emotionale Reize – hervorrufen. Das bekräftigte auch Christina Omlor von ichreise.at: „Es geht darum, Emotionen auslösen und Identifikationspotenzial zu schaffen – egal ob positiv oder negativ.“

Ein weiterer Mythos ist laut Johann, dass künftig Werbung nur noch automatisiert und von Algorithmen gesteuert ablaufen wird, Stichwort „Programmatic Marketing“.  Zwar mache das inzwischen einen beträchtlichen Anteil aus und erlaube die Platzierung von Werbemitteln zur richtigen Zeit an die richtigen Personen. Allerdings brauche es noch immer den Menschen, um kreative Inszenierungen und Werbeformate und vor allem entsprechenden Content zu produzieren.

Content-basierte Werbung ist sehr effektiv

Womit man beim Content Marketing angelangt war, das – dritter Mythos – Werbung nicht ersetzt, „aber eine wichtige Ergänzung darstellt“, erklärte Barbara Rauchwarter von der APA – Austria Presse Agentur. Content Marketing werde bereits oft eingesetzt, bei der Zufriedenheit damit gebe es noch Luft nach oben. „Inzwischen halten Experten Content-basierte Werbung aber für effektiver als herkömmliche“, so die Unternehmenssprecherin. Außerdem würden sich mit den entsprechenden Inhalten alle relevanten Kanäle bespielen lassen.

Wichtig sei, dass die Markenbotschaft im Vordergrund stehe und nicht das Produkt. Die Expertin empfahl zudem, journalistischer und weniger werblich zu denken sowie Bilder- und Gedankenwelten rund um die Themen aufzubauen. Wichtiger Hinweis: „Content Marketing hört nicht wie eine Werbekampagne einfach auf, da muss man dranbleiben.“ Berücksichtigt werden sollte auch das Umfeld, in dem Werbung läuft. „Das kann dramatisch schiefgehen, weil das Umfeld mit der Marke interagiert“, sagte Rauchwarter.

Dass Content und Werbung verschwimmen, „kann sein, muss aber nicht“. Es würden sich Märkte für verschiedene Segmente entwickeln, ist Rauchwarter überzeugt. Sie geht davon aus, dass man Content, der so unterhaltend oder wertvoll ist, dass er bewusst als Werbe-Content wahrgenommen wird, trotzdem gerne konsumiert. Die hohe Bedeutung von Bildern im Content Marketing strich Klemens Ganner von APA-PictureDesk hervor: „Bilder entscheiden, da bleibt man hängen. Sie emotionalisieren, sind Inhalt, nicht Behübschung und erzählen optimalerweise eine Geschichte.“

Mobile Werbung stört, funktioniert aber

Ebenfalls ins Land der Mythen verwies Johann, dass mobile Werbung nicht funktioniert: „Ja,  mobile Werbung stört. Aber sie wird gesehen und ist Teil unserer Welt.“ Außerdem nerve Werbung am Smartphone nur wenige Nutzer mehr als beispielsweise TV-Werbung. Und diese wären kaum bereit, für werbefreie Angebote zu bezahlen. „Freikaufen ist ebenfalls ein Mythos. Also kann die mobile Werbung nicht so störend sein“, konstatierte Johann. Es mache jedenfalls Sinn, die Störung des Users durch großflächige mobile Werbeformate in Kauf zu nehmen,  um eine höhere Werbeerinnerung und eine größere Kaufwahrscheinlichkeit zu erreichen. Glaubwürdigkeit und Authentizität müssten aber berücksichtigt werden.