Der österreichische Sport wurde in den Diskussionen der letzten Tage in Sachen Regierungsumbildung und Neubesetzung des Bundesministeriums für Landesverteidigung und Sport gänzlich vernachlässigt. „Der Sport – mit seiner gesellschafts- und gesundheitspolitischen Bedeutung – würde sich in politischen Kreisen mehr Beachtung verdienen“, stellen ÖOC-Präsident Karl Stoss, ÖSV-Präsident Prof. Peter Schröcksnadel und ÖVV-Präsident Peter Kleinmann unisono fest. „Das Negieren von Sportthemen schließt nahtlos an frühere Aussagen von Spitzenpolitikern an, die im Zuge von Regierungsverhandlungen formulierten: Mit dem Sport werden wir uns nicht abspeisen lassen“, betont Karl Stoss. „Tatsache ist, die Themen Bewegung und Sport führen bei uns im innenpolitischen Alltag ein stiefmütterliches Dasein. Von einem eigenen, unabhängigen Sportministerium ganz zu schweigen.“

Sportliche Argumente, die aus ÖOC-Sicht zu wenig Beachtung finden:

Der Sport in Österreich ist direkt bzw. indirekt für eine Wertschöpfung von insgesamt 17,1 Milliarden Euro (pro Jahr) verantwortlich, das entspricht sechs Prozent der heimischen Wirtschaftsleistung.

Nicht weniger als drei Millionen Österreicher sind Mitglieder bei Sportvereinen. Trotzdem kommt der Sportunterricht in den Schulen nach wie vor zu kurz, wurde die tägliche Bewegungsstunde in sämtlichen Pflichtschulen – obwohl vom Rechnungshof mehrmals kritisiert – nach wie vor nicht flächendeckend umgesetzt.
In den Top-10-Quotenhits des ORF (für das Jahr 2015) finden sich nicht weniger als 7 Sportsendungen. Im olympischen Jahr 2016 wird das nicht anders sein.
Die Bekanntheits- und Beliebtheitswerte von Sportstars wie Anna Fenninger, Marcel Hirscher, Hermann Maier, David Alaba und Co. sind seit Jahren kaum zu toppen. Tendenz: steigend.
Das Österreich-Haus bei Olympischen Spielen wird von ausländischen Medien – inkl. TV-Sendern – nicht nur als Aufnahmeort geschätzt, sondern ist auch im traditionellen internationalen Ranking meistens ganz vorne zu finden.

Karl Stoss: „Es geht hier nicht nur um Beachtung, sondern auch um finanzielle Belange: Wenn das Thema Sport in der Schule mehr Platz fände, könnte sich die Republik enorme Kosten, die später für medizinische Behandlungen schlagend werden, einsparen. In letzter Zeit sind uns einige Fortschritte gelungen, u.a. mit der Einführung der Ausbildung zum Bewegungstrainer. Aber auch hier sind wir von unseren Zielvorstellungen noch ein beträchtliches Stück entfernt.“