Die Milchbauern in Bayern und ganz Europa leiden derzeit unter viel zu niedrigen Erzeugerpreisen. In dieser Situation findet am Mittwoch in Brüssel der traditionelle Milchgipfel des bayerischen Landwirtschaftsministers Helmut Brunner statt. Auch der bayerische Milchpräsident Günther Felßner wird dabei sein. „Die desaströse Situation liegt nicht nur in globalen Problemen wie dem Russland-Embargo und der schwächelnde Weltwirtschaft begründet. Auch falsche Weichenstellungen bei der Wettbewerbsfähigkeit und immer weiter steigende Auflagen für die Milchbauern sind verantwortlich für diese Ausnahmesituation“, sagte Milchpräsident Felßner am Dienstag im Vorfeld des Milchgipfels.

Dabei kann gerade die bayerische Milchwirtschaft in den Augen Felßners durch Qualität und Vielfalt punkten. „Die Nachfrage nach Milch und Milchprodukten aus Bayern ist sehr wohl vorhanden. Trotz Problemen ist gerade bayerischer Käse ein Exportschlager. Das beweist auch das zweistellige Plus beim Export bayerischer Milchprodukte im vergangenen Jahr“, sagt Felßner. Trotz Schwierigkeiten in Italien und dem russischen Handelsembargo konnten so neue und kaufkräftige Absatzmärkte erschlossen oder bereits etablierte Märkte ausgebaut werden.

Doch genau dieser Vorteil der bayerischen Milchwirtschaft wird verspielt. „Trotz der angespannten Lage werden in Deutschland immer neue Anforderungen und Auflagen auf den Weg gebracht – und zwar weit über den von der EU vorgegebenen Rahmen hinaus“, kritisiert Felßner. Doch die Politik lässt die Bauern auch in einem anderen Bereich im Regen stehen: „Während Aldi, Lidl, Edeka und Rewe bereits heute rund 85 Prozent des Marktes unter sich ausmachen, will Wirtschaftsminister Gabriel jetzt auch noch die Übernahme der Tengelmann-Supermärkte durch Edeka erlauben“, sagt Felßner. „Die großen Handelskonzerne lachen sich da ins Fäustchen und nutzen ihre Macht bei Verhandlungen gnadenlos aus. Mit dicken Forderungskatalogen und unverschämt niedrigen Preisen stellen sie Bauern und Molkereien vor unlösbare Probleme.“

Die Politik reagiert in dieser Situation völlig falsch und versucht sich in die Vertragsbeziehungen zwischen Bauern und Molkereien einzumischen. „Das ist der Verantwortungsbereich der Marktpartner“, stellt Felßner klar. Die Details seien im Agrarmarktstrukturgesetz und der Lieferordnungen geregelt. „Statt die Fehler aus 31 Jahren Milchquote zu wiederholen, muss die Politik jetzt schleunigst ihre Hausaufgaben machen und die notwenigen Maßnahmen ergreifen, um das Ungleichgewicht zwischen Erzeugern und Handel in den Griff zu bekommen.“ Es gehe um die Rahmenbedingungen für eine erfolgreiche Zukunft der bayerischen Milchbauern.

Die Molkereien und Milchbauern fordert Felßner auf, nicht nur für die Verarbeitung der Milch zu sorgen, sondern sich auch für eine attraktive Vermarktung einzusetzen. „Dabei dürfen auch Verhandlungen zwischen Molkereien und Milchbauern über vermarktbare Mengen kein Tabu darstellen.“