Die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) ist eine Zusammenstellung aller bekannt gewordenen strafrechtlichen Sachverhalte (Verstöße gegen das Strafgesetzbuch und strafrechtliche Nebengesetze ohne Verkehrs- und Staatsschutzdelikte). Der Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd umfasst die neun Landkreise Rosenheim, Miesbach, Berchtesgadener Land, Traunstein, Altötting, Mühldorf, Bad Tölz-Wolfratshausen, Weilheim-Schongau und Garmisch-Partenkirchen sowie die kreisfreie Stadt Rosenheim.

Diese Region umfasst 9.178 qkm, es werden etwa 1,23 Mio. Einwohner polizeilich betreut. An der breitesten Stelle des gesamten Präsidialbereichs beträgt die Luftlinie 165 km. Der Zuständigkeitsbereich grenzt auf einer Länge von 525 km an die österreichischen Bundesländer Oberösterreich, Salzburg und Tirol.

 


Die wichtigsten Entwicklungen im Jahr 2014:

Gesamtzahl der Straftaten um 11,2 % angestiegen, was ausschließlich auf die vielen Fälle illegaler Migration zurückzuführen ist

Erneute Steigerung der Aufklärungsquote auf 71,1 %, was deutlich über dem bayernweiten Durchschnitt liegt und den Spitzenwert aller bayerischer Polizeipräsidien markiert

Häufigkeitszahl liegt leicht über dem bayernweiten Durchschnitt

Enormer Anstieg (+126 %) bei den Verstößen gegen das Aufenthaltsgesetz und hohe Steigerungsrate beim Wohnungseinbruchdiebstahl (+35,1 %)

Starker Rückgang um 15,4 % bei den gefährlichen und schweren Körperverletzungen im öffentlichen Bereich, den Raubstraftaten (-16,3 %) und bei den Pkw-Diebstählen (-10,4 %)

 

Gesamtentwicklung

Im Jahr 2014 wurden im Bereich des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd 63.996 Straftaten statistisch erfasst. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet dies einen außerordentlich starken Anstieg um 11,2 %, das sind 6.463 Straftaten.

Die extreme Flüchtlingsproblematik des vergangenen Jahres hat sich in vielen Bereichen der Polizei sehr deutlich ausgewirkt, so auch in der Statistik. Der enorme Straftatenanstieg ist ausschließlich auf die Verstöße gegen das Aufenthalts- und Asylverfahrensgesetz zurückzuführen, zumal in der Polizeilichen Kriminalstatistik auch die Fälle der Bundespolizei mit enthalten sind. Alleine in deren Zuständigkeit stiegen – nach dem bereits deutlichen Anstieg im Vorjahr – diese Delikte nochmals um mehr als 110 % an. Bereinigt man die PKS um diese Fälle, wäre sogar ein geringer Straftatenrückgang von etwa 1 % zu verzeichnen.

Vergleicht man die Entwicklung der letzten zehn Jahre, so liegen die Zahlen – bereinigt um die Fälle illegaler Migration – nach wie vor auf einem erfreulich niedrigen Niveau.

 

Straftaten regional

Die Tabelle gibt einen Überblick über die Anzahl der Straftaten, der Aufklärungsquoten und der Häufigkeitszahlen innerhalb der Kreisfreien Stadt Rosenheim bzw. den Landkreisen inklusive eines Vorjahresvergleichs. Hierbei sind jedoch, gerade bei den Häufigkeitszahlen, Stadt- bzw. landkreisspezifische Gegebenheiten zu berücksichtigen (z.B. städtische Struktur in der kreisfreien Stadt Rosenheim, ausländerrechtliche Verstöße beim Grenzübertritt Österreich-Deutschland in den Landkreisen Rosenheim bzw. Berchtesgadener Land).

 

Aufklärungsquote

Die Aufklärungsquote im Bereich des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd betrug im vergangenen Jahr 71,1 %, das bedeutet eine nochmalige Steigerung um 3,4 %-Punkte zum Vorjahr. Damit liegt sie weiter und mittlerweile sehr deutlich über dem bayernweiten Durchschnitt von 64,4 % und markiert den höchsten Wert in den letzten 10 Jahren.

Kriminalitätsbelastung regional

Kriminalitätsbelastung

Die Häufigkeitszahl bezeichnet die Anzahl der polizeilich erfassten Straftaten auf jeweils 100.000 Einwohner.

Im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd lag die Häufigkeitszahl 2014 bei 5.190 Straftaten pro 100.000 Einwohner (2013: 4.708), was einen Anstieg zum Vorjahr um 10,2 % bedeutet.

Auch dieser hohe Anstieg ist mit den stark erhöhten Fallzahlen im Bereich des Aufenthalts-/Asylverfahrensgesetzes zu erklären. Der Landesdurchschnitt liegt bei 5.164.

 

 

Tatverdächtige Kinder, Jugendliche und Heranwachsende

Tatverdächtigenstruktur

2014 wurden 36.581 Tatverdächtige ermittelt (2013: 30.470). Von allen Tatverdächtigen haben mit 34,6 % (Vorjahr: 42,0 %) etwa nur noch ein Drittel auch ihren Wohnsitz im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd.

Unter den ermittelten Tatverdächtigen befanden sich im vergangenen Jahr 18.871 Tatverdächtige mit ausländischer Staatsbürgerschaft, dies entspricht einem Anteil von 51,6 % (Vorjahr: 38,4 %).

Bei dieser nochmaligen Steigerung spielen ebenfalls die Aufgriffe im Zusammenhang mit illegaler Migration eine entscheidende Rolle. Ohne die Straftaten nach dem Asylverfahrensgesetz und dem Aufenthaltsgesetz – die ausschließlich von Ausländern begangen werden können – verringert sich der Anteil deutlich auf 29,8 % (Vorjahr 20,2 %). Dennoch sind ausländische Tatverdächtige deutlich überrepräsentiert, denn auf die Wohnbevölkerung entfällt lediglich ein Anteil von unter 10 % bei den ausländischen Staatsbürgern. Hierbei ist die Bedeutung des Zuständigkeitsbereichs des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd als Tourismus- und Transitraum sicherlich der Haupteinflussfaktor. Mehr als ein Drittel der ausländischen Tatverdächtigen, nämlich 36,5 %, haben ihren Wohnsitz im Ausland.

Vergleicht man die Altersstruktur der Tatverdächtigen mit deren Anteil an der Wohnbevölkerung, so zeigt sich nach wie vor eine deutliche Überrepräsentierung der Jugendlichen und Heranwachsenden. Sie sind überdurchschnittlich oft an Diebstahls-, Sachbeschädigungs- und Eigentumsdelikten beteiligt.

Straftaten werden weiterhin überwiegend von Männern begangen. Ihr Anteil an den Tatverdächtigen beträgt 76,8 %.

Von allen ermittelten Tatverdächtigen waren 9.096 und damit 24,9 % jünger als 21 Jahre (Vorjahr: 6.886). Jeder vierte Tatverdächtige war also ein Kind, Jugendlicher oder Heranwachsender. Nach wie vor ist zwar eine deutliche Überrepräsentation dieser Altersgruppe bei den Tatverdächtigen im Vergleich zu ihrem Anteil an der Wohnbevölkerung zu erkennen, auch wenn die Tendenz hier seit Jahren rückläufig ist. Von einer Steigerung der Kinder-/Jugend-/Heranwachsendendelinquenz zu sprechen wäre falsch, denn die gestiegenen Zahlen spiegeln lediglich die stark erhöhten Aufgriffe im Zusammenhang mit der illegalen Flüchtlingsmigration wieder. Insbesondere Jugendliche und Heranwachsende waren aber nach wie vor besonders häufig an Diebstahls-, Sachbeschädigungs- und Körperverletzungsdelikten beteiligt.

 

Geschädigte / Opfer

Bei allen Straftaten im Jahr 2014 wurden insgesamt 42.081 Personen bzw. Firmen als Geschädigte erfasst, das waren 1,6 % weniger, als noch im Jahr zuvor. Bei den betroffenen Personen handelt es sich überwiegend (55,2 %) um Männer.

Die speziellen Opferzahlen in der Polizeilichen Kriminalstatistik müssen vor dem Hintergrund betrachtet werden, dass statistische Daten hier nur bei Gewalt- und Sexualdelikten, Nötigung und Bedrohung sowie Freiheitsberaubung und Widerstandshandlungen erhoben werden.

Dem Opferschutz wird beim Polizeipräsidium Oberbayern Süd ein hoher Stellenwert beigemessen. Bereits bei der Sachbearbeitung durch die zuständige Dienststelle wird das Opfer auf seine Rechte und Möglichkeiten hingewiesen. Nachdem im Jahr 2013 bereits die Dienststellen des Landkreises Rosenheim eine Kooperation mit der Männerberatungsstelle Südostbayern eingingen, folgten nun auch drei weitere Polizeidienststellen im Landkreis Mühldorf. Die Inspektionen Waldkraiburg und Mühldorf sowie die Station Haag schlossen sich dieser Vereinbarung an, um Tätern auch im Raum Mühldorf eine Alternative zum bisherigen Gewaltverhalten anbieten zu können.

 

Kriminalitätsstruktur Oberbayern Süd gesamt

Diebstähle nehmen auch weiterhin den größten Anteil an der Gesamtkriminalität ein. Eine gravierende Veränderung der übrigen Kriminalitätsstruktur ist mit Ausnahme der strafrechtlichen Nebengesetze nicht festzustellen. Deren Anteil hat sich, wie in der Gesamtentwicklung erwähnt, insbesondere wegen der ausländerrechtlichen Verstöße deutlich vergrößert.

Ausgewählte Delikts- und Phänomenbereiche

 

 

Gewaltkriminalität

(umfasst die Delikte Mord, Totschlag, Tötung auf Verlangen, Vergewaltigung, sex. Nötigung, Raub, räuberische Erpressung, räuberischer Angriff auf Kraftfahrer, Körperverletzung mit Todesfolge, gefährliche und schwere Körperverletzung, erpresserischer Menschenraub und Geiselnahme)

 

Straßenkriminalität

(Straßenkriminalität umfasst alle Straftaten, die zu öffentlichen Wegen, Straßen oder Plätzen einen speziellen Bezug haben, wie z. B. Körperverletzungen an o.g. Orten , Handtaschenraub, Sachbeschädigungen an Kfz, Diebstähle in/aus Kiosk, Schaufenstern und Vitrinen, Fahrraddiebstähle, Automatenaufbrüche, Diebstähle rund um das Kfz etc.)

 

Vermögens- und Fälschungsdelikte

(diese beinhalten die Betrugsdelikte, Veruntreuungen, Unterschlagungen, Urkundenfälschungen sowie Geld- und Wertzeichenfälschungen, Fälschungen von Zahlungskarten mit oder ohne Garantiefunktion, Schecks und Wechseln)

 

 

 

Rauschgiftkriminalität

23 Menschen starben im vergangenen Jahr an den Auswirkungen ihres Drogenmissbrauchs (2013: 28). Wiederum war der Konsum von Fentanylpflastern die Todesursache Nummer Eins. Große Sorge bereitet den Ermittlern auch das Phänomen „psychoaktive Substanzen“. Diese Chemikalien werden unter der Bezeichnung Kräutermischungen, Badesalz oder Pflanzendünger verkauft und im Organismus entfalten deren Inhaltsstoffe völlig unkalkulierbare Wirkungen.

 

Internetkriminalität

Weiterhin ist das Internet aus dem Alltag – auch dem polizeilichen – nicht mehr wegzudenken. Im Gegenteil, die Facetten im Zusammenhang mit diesem Deliktsbereich zeigen sich immer vielfältiger. Gleich geblieben ist lediglich die Problematik, dass dieses Kriminalitätsphänomen statistisch weiterhin nur unzulänglich darstellbar ist. Dies liegt daran, dass aufgrund erfassungstechnischer Parameter ein sehr großer Anteil dieser Fälle in der Kriminalstatistik nicht oder nur ungenügend Einzug hält, da der „eigentliche Tatort“ sehr oft im Ausland ist (z.B. Serverstandort – Täter sitzt im Ausland oder agiert über eine ausländische Internet-Kommunikation).

Allein die drei speziell eingerichteten Ermittlungsgruppen der Kriminalpolizeidienststellen in Weilheim, Rosenheim und Traunstein, die sogenannten „Cybercops“, bearbeiteten im vergangenen Jahr zusammen etwa 2.500 Fälle mit nahezu 4.000 strafrechtlichen Delikten, wie z.B. Computerbetrug oder der Fälschung beweiserheblicher Daten (Stichwort „Identitätsdiebstahl“). Darüber hinaus werden weiterhin fast täglich auch bei den Polizeiinspektionen Strafanzeigen erstattet, die im Zusammenhang mit dem Internet stehen. Diese werden dann auch zum Teil dort endbearbeitet, so dass die tatsächliche Zahl nochmals weit höher ist.

 

Alkohol

Im Jahr 2013 begingen 3.600 Tatverdächtige ihre Straftaten unter Alkoholeinfluss (Vorjahr 3.974). Ihr Anteil an allen Tatverdächtigen fiel also damit von 13,0 % im Vorjahr auf 9,8 %.

Besonders bei den Gewaltstraftaten macht sich der Einfluss von Alkohol nach wie vor deutlich bemerkbar. Zwar ist auch hier der Anteil um 3,8 Prozentpunkte zurückgegangen, trotzdem spielte bei mehr als jedem dritten Tatverdächtigen Alkohol eine Rolle.

Die Polizei im Bereich Oberbayern Süd hat fortwährend ein Hauptaugenmerk auf die Bekämpfung des Alkoholmissbrauchs bei Kindern und Jugendlichen gelegt. Fallen im Rahmen polizeilichen Einschreitens Minderjährige unter Alkoholeinfluss auf, so werden sie je nach den Umständen des Einzelfalls in Gewahrsam genommen beziehungsweise den Eltern übergeben. Je nach Einzelfall wird auch das zuständige Jugendamt informiert. Im vergangenen Jahr wurden so mehr als 500 Minderjährige festgestellt, davon waren knapp 70 % männlich.

 

 

Deliktsverteilung bei Häuslicher Gewalt

Häusliche Gewalt

Im Jahr 2014 wurden 1.420 Fälle Häuslicher Gewalt polizeilich registriert. Dies stellt im Vergleich zum Vorjahr einen geringen Anstieg um 25 Fälle oder 1,8 % dar. Die jährlich immer noch steigenden Fallzahlen dürften das Ergebnis einer kontinuierlich erfolgenden Öffentlichkeitsarbeit der Polizei sowie einer interdisziplinären Vernetzung aller in diesem Bereich zusammen wirkenden Institutionen sein. Diese machen den Opfern Mut zur Anzeige und verdeutlichen, dass häusliche Gewalt keine Privatsache ist, sondern Menschenrechte elementar verletzt.

 

Polizeilicher Staatsschutz

 

In die dargestellte Staatsschutzlage fließen Staatsschutzdelikte5, aber auch Delikte der allgemeinen Kriminalität, wie z.B. Körperverletzung, Beleidigung, Hausfriedensbruch, Nötigung oder Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte ein, sofern ein politisch motivierter Tathintergrund vorliegt. Zusammen mit den Staatsschutzdelikten bilden sie den Phänomenbereich der Politisch motivierten Kriminalität (PMK).

Die Zahl der Straftaten im Staatsschutzbereich sank geringfügig von 196 Delikten im Jahr 2013 auf 194 Straftaten im Jahr 2014.

Politisch motivierte Kriminalität – links –

In diesem Bereich wurden im Vorjahr 26 (2013: 52) Ermittlungsverfahren bearbeitet, von denen nur 12 (2013: 15) als extremistisch bewertet wurden. Der starke Rückgang (-50 %) ist unter anderem darauf zurückzuführen, dass es 2013 vermehrt bei demonstrativen Veranstaltungen zu Straftaten gekommen war, 2014 war diese Entwicklung rückläufig. Häufigste Deliktsgruppen waren Sachbeschädigungen (23) und sonstige Straftaten (2). Auch ein Fall von Gewaltkriminalität (Körperverletzung) war zu bearbeiten. Die Aufklärungsquote lag bei 15,3 %.

Politisch motivierte Kriminalität – rechts –

Bei der Mehrzahl der 129 Fälle (2013: 102) von rechtsgerichteter Kriminalität handelt es sich um Propagandadelikte (106), wie politisch motivierte Schmierereien, das öffentliche Zeigen/Verwenden von Nazisymbolen oder das Abspielen indizierter Tonträger. Die Aufklärungsquote bei der Politisch motivierten Kriminalität (PMK) rechts lag dabei bei 41,0 %. Die Bekämpfung des Rechtsextremismus – das Ausschöpfen aller repressiven und präventiven Möglichkeiten – stand auch im vergangenen Jahr beim Polizeipräsidium Oberbayern Süd im Fokus.

Politisch motivierte Kriminalität – sonstige –

35 (Vorjahr: 42) Straftaten konnten den beiden anderen Bereichen nicht zugeordnet werden. Zu den häufigsten politisch motivierten Fällen zählten Sachbeschädigungen (12) und sonstige Straftaten (13). Hier sind Taten im Zusammenhang mit den Kommunalwahlen 2014 – wie auch schon im Bundestags- und Landtagswahljahr 2013 – zu berücksichtigen. Eine Vielzahl der Fälle betrifft die Beschädigung oder Zerstörung von Wahlplakaten oder andere Straftaten im Zusammenhang mit den abgelaufenen Wahlen. Die Aufklärungsquote lag bei 31,4 %