Nahezu täglich liest man in den Medien über den Arbeitskräftemangel in der Gastronomie und im Tourismus. Meistens wird die Perspektive der Unternehmer/-innen beleuchtet.„Uns war es wichtig, den Beschäftigten eine Stimme zu geben und ihre Arbeitsrealitäten wissenschaftlich zu beleuchten“, sagt AK-Präsident Andreas Stangl. „Aus diesem Grund haben wir eine umfassende Studie angeregt und gefördert.“ Diese Studie wurde im Sommer 2022 vom Institut für Soziologie an der Universität Wien durchgeführt. Die Ergebnisse wurden nun präsentiert und bringen eine Erkenntnis zutage, auf die die AK seit längerem hinweist: Der Arbeitskräftemangel ist selbst verschuldet.

Schlechte Arbeitsbedingungen, enormer Zeit- und Arbeitsdruck, Einkommen, von denen man nicht leben kann und das Missachten von arbeitsrechtlichen Bestimmungen sorgen dafür, dass die Beschäftigten der Gastronomie- und Tourismusbranche den Rücken kehren. Die Statistik der AK-Rechtsberatung bestätigt die massiven Probleme, mit denen die Arbeitnehmer/-innen konfrontiert sind: In den Jahren 2013 bis 2020 entfielen jeweils rund 15 Prozent aller abgeschlossenen Rechtsakte auf den Bereich der Gastronomie und Hotellerie, obwohl nur drei Prozent der unselbständig Beschäftigten in Oberösterreich in dieser Branche arbeiten.

Strukturelle Probleme, keine Einzelfälle

Im Zuge einer aktuellen Studie des Instituts für Soziologie an der Universität Wien wurden im Sommer 2022 insgesamt 32 Beschäftigte und ehemalige Beschäftigte zu ihrer Sicht auf den sogenannten „Fachkräftemangel“ in Gastronomie und Hotellerie und zu ihren Erfahrungen in der Branche befragt. In den Aussagen der Arbeitnehmer/-innen kommen immer wieder dieselben Probleme zum Vorschein: Lohnraub, Ausbeutung, Perspektivenlosigkeit, extreme Ausmaße an Überstunden und vieles mehr. So erzählt etwa eine Auszubildende: „Ich glaube das Längste, was ich gearbeitet habe, war bis um 06:00 Uhr in der Früh. Dann habe ich irgendwie nach Hause fahren müssen, mich kurz umziehen müssen, eine Stunde geschlafen und dann habe ich schon wieder zum Bus zurück in die Arbeit müssen.“

Bessere Arbeitsbedingungen sind der Schlüssel

„Die Studie zeigt, wie dringend es Strategien braucht, um den Beschäftigten Perspektiven für den Verbleib in der Branche zu bieten. Denn es geht nicht nur darum, Mitarbeiter/-innen zu gewinnen, sondern auch darum, diese zu halten. Das beste Mittel dafür ist zweifellos die Verbesserung der Arbeitsbedingungen. Wie umfassend die Verbesserung sein muss, wird in der Studie deutlich“, sagt AK-Präsident Andreas Stangl und fordert eine bessere Entlohnung, faire, gesunde und zufriedenhaltende Arbeitsbedingungen, Entwicklungsmöglichkeiten sowie längerfristige Perspektiven für die Beschäftigten. „Es müssen jene Gastronomen/-innen und Hoteliers bestärkt werden, die korrekt und respektvoll mit ihren Mitarbeitern/-innen umgehen“, so der AK-Präsident abschließend.

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