Die EU-Entwaldungsverordnung (EUDR) soll sicherstellen, dass Produkte wie Holz, Kakao, Kaffee, Soja, Palmöl, Rinder und Kautschuk nur dann auf dem EU-Markt gehandelt werden dürfen, wenn sie nachweislich entwaldungsfrei sind. Doch während Unternehmen mit der Umsetzung kämpfen, wächst die Kritik an der EU-Kommission – denn zentrale Voraussetzungen für eine praxistaugliche Umsetzung fehlen weiterhin.

Mängel auf Seiten der EU: Bürokratie, Blindflug und fehlende Werkzeuge

Trotz der Fristverlängerung bis Ende 2025 (bzw. Mitte 2026 für KMU) bestehen gravierende Defizite:

  • Fehlende Risikodifferenzierung: Die von der Kommission veröffentlichte Länder-Risikobewertung wurde im Umweltausschuss des EU-Parlaments abgelehnt. Länder mit dokumentierter Entwaldung – etwa Brasilien – wurden lediglich als „Standardrisiko“ eingestuft, während viele Länder mit stabilen Waldflächen ebenfalls unter dieselben Auflagen fallen. Das untergräbt die Glaubwürdigkeit der Verordnung und führt zu unnötiger Bürokratie für nachhaltige Betriebe.
  • Keine Kategorie für „Null-Risiko“-Länder: Eine differenzierte Einstufung für Länder mit nachweislich nachhaltiger Forstwirtschaft fehlt. Das bedeutet: Auch Produzenten aus Regionen ohne Entwaldungsrisiko müssen denselben Aufwand betreiben wie Hochrisikogebiete – ein klarer Wettbewerbsnachteil.
  • Zentrale EU-Datenplattform nicht einsatzbereit: Die verpflichtende Plattform zur Einreichung von Sorgfaltspflichterklärungen ist Stand Juni 2025 noch nicht vollständig funktionsfähig. Unternehmen können ihre Pflichten also nicht einmal technisch erfüllen – obwohl die Fristen näher rücken.
  • Unklare Kontrollpraxis: Es fehlt an abgestimmten Vorgaben, wie nationale Behörden Kontrollen durchführen sollen. Die Gefahr eines Flickenteppichs mit unterschiedlichen Prüfstandards in den Mitgliedstaaten ist real – ebenso wie die Sorge vor willkürlichen Sanktionen.
  • Keine branchenspezifischen Leitlinien: Trotz der Vielfalt betroffener Produkte gibt es bislang keine offiziellen, praxisnahen Umsetzungshilfen für einzelne Branchen. Unternehmen stehen vor einem Dschungel aus Interpretationen und Rechtsunsicherheit.

Fazit: Die EU will viel – liefert aber zu wenig

Die EUDR ist ein ambitioniertes Instrument für den globalen Waldschutz. Doch solange die EU-Kommission keine funktionierenden Werkzeuge, keine differenzierte Risikobewertung und keine klaren Leitlinien liefert, bleibt die Umsetzung für viele Unternehmen ein Blindflug mit hohem Risiko.

Die Kommission muss dringend nachbessern – nicht nur im Sinne der Glaubwürdigkeit, sondern auch, um die Akzeptanz in der Wirtschaft nicht zu verspielen.

Red01 / AI