Krankheitserreger in Gesundheitseinrichtungen werden zu einer zunehmenden Herausforderung für das österreichische Gesundheitssystem. Die Plattform „Kampf gegen Krankenhauskeime“ zeigt Lösungsvorschläge und fordert die künftige Bundesregierung zum Handeln auf.

In Österreich kommt es laut Berechnungen der Österreichischen Gesellschaft für Krankenhaushygiene jedes Jahr bei 95.000 Patientinnen und Patienten während eines Aufenthalts im Krankenhaus zu einer Infektion mit Bakterien. Diese sind oft nicht mehr angemessen zu behandeln, da die Erreger in zunehmendem Maß eine Antibiotikaresistenz aufweisen. Die Folge: Bis zu 5000 Menschen sterben jährlich an so genannten nosokomialen Infektionen.

Die Plattform „Kampf gegen Krankenhauskeime“ hat es sich angesichts dieser beunruhigenden Zahlen zum Ziel gesetzt, das Thema verstärkt in den gesundheitspolitischen Diskurs einzubringen. Im Hinblick auf die laufenden Verhandlungen zur Bildung einer neuen Bundesregierung drängen die Expertinnen und Experten der Plattform darauf, dass sich der Kampf gegen die Erreger möglichst weit oben auf der Agenda des künftigen Gesundheitsministers bzw. der künftigen Gesundheitsministerin wiederfindet. „Papiere und Absichtserklärungen gibt es bereits genug“, so Univ.-Prof. Dr. Ojan Assadian, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Krankenhaushygiene (ÖGKH). „Was wir brauchen, sind verbindliche und österreichweit einheitliche Maßnahmenstandards.“

Konkret erhebt die Plattform drei Forderungen:

  • Stärkung der Patientenrechte: Bisher liegt bei einem Verdacht auf eine nosokomiale Infektion die Beweislast einseitig beim geschädigten Patienten bzw. bei der geschädigten Patientin, der/die ein Fehlverhalten der Gesundheitseinrichtung nachweisen muss. Hier ist zumindest ein teilweiser Lastenausgleich notwendig.
    Weiters wünschenswert sei eine Mitfinanzierung der Patienten-Entschädigungsfonds durch die Krankenhausträger, so Patientenanwalt Dr. Gerald Bachinger: „Indem man die Krankenhäuser hier verstärkt in die Verantwortung nimmt, werden auch Anreize gesetzt, um gezielt Maßnahmen zur Verminderung von nosokomialen Infektionen durchzuführen. Der Nachweis, dass ein Patient oder eine Patientin wirklich an einem Krankenhauserreger erkrankt ist, ist für die Betroffenen bzw. deren Angehörige derzeit in der Realität kaum erbringbar.“
  • Transparenzoffensive: Eine systematische Erfassung von Krankenhauserregern liegt entgegen anderslautender Ankündigungen immer noch nicht vor. Diese ist jedoch für eine Analyse des Ist-Zustandes unbedingt notwendig. Schließlich können erst auf einer solchen Grundlage zielgerichtete und effektive Maßnahmen zur Bekämpfung nosokomialer Infektionen eingeleitet werden.
  • Verbindlicher Schlüssel für Hygienefachkräfte in Krankenhäusern: Abhängig von der Bettenanzahl der Institution (oder einer vergleichbaren Kenngröße) muss eine bestimmte Anzahl dieser Spezialistinnen und Spezialisten verfügbar sein. Die Hygienefachkräfte müssen darüber hinaus auch mit den notwendigen Kompetenzen und Ressourcen ausgestattet werden.

Hygienestandards für alle Gesundheitseinrichtungen

Hygiene ist im Zusammenhang mit nosokomialen Infektionen ein entscheidender Faktor. Treten hier Mängel auf oder werden präventive Maßnahmen nicht eingehalten, steigt die Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung. „Hygienestandards sind nicht nur für Krankenhäuser und Ordinationen, sondern in allen Gesundheitseinrichtungen ein unverzichtbares Regelwerk“, betont Elke Poßegger, Hygienefachkraft und Vorstandsmitglied der ÖGKH. „Oft mangelt es am Wissen, oft sind es aber auch fehlende Ressourcen, die die Einhaltung der Hygienevorgaben erschweren.“

Hier müssen auch die Patientinnen und Patienten eingebunden werden, betont Mag. Gabriele Jaksch, Vorstandsmitglied der Plattform Patientensicherheit. „Es reicht nicht, wenn die Behandlung in einem einwandfreien hygienischen Umfeld erfolgt. Patientinnen und Patienten müssen lernen, innerhalb und außerhalb des Krankenhauses auf Hygiene zu achten. Aufklärung durch uns als Angehörige der Gesundheitsberufe ist essentiell, und diese Aufklärung braucht Ressourcen.“ Auch Besucherinnen und Besucher müssten z.B. an die notwendige Handdesinfektion erinnert werden, so Jaksch.

Sofortmaßnahmen zur Verbesserung der Patientensicherheit

Bereits jetzt kann viel getan werden, um die Sicherheit der Patientinnen und Patienten im Krankenhausalltag zu verbessern. Voraussetzungen sind – neben der Verwendung von hochwertigen Medizinprodukten für Desinfektion und Hygiene – umfassende Information sowie die Implementierung von Hygienemaßnahmen in den täglichen Abläufen des Krankenhausbetriebs.

Die wichtigsten Punkte dabei:

  • Händehygiene des Personals
  • Flächendesinfektion in medizinischen Einrichtungen
  • Desinfektion medizinischer Geräte
  • Desinfektion von Haut, Schleimhaut und Wunde der Patientinnen und Patienten
  • Verwendung hochwertiger Kathetersysteme
  • Screening von Patientinnen und Patienten auf antibiotikaresistente Mikroorganismen vor dem Krankenhausaufenthalt

„Jeder Euro, der in die Vermeidung von nosokomialen Infektionen investiert wird, kommt doppelt und dreifach zurück“, sagt Patientenanwalt Dr. Bachinger, „und vor allem: Wir haben damit eine echte Chance, menschliches Leid nachhaltig zu reduzieren.“

Mitglieder der Plattform „Kampf gegen Krankenhauskeime“:

  • ao. Univ.-Prof. Dr. Ojan Assadian (Präsident der ÖGKH – österreichische Gesellschaft für Krankenhaushygiene, Ärztlicher Direktor Landesklinikum Neunkirchen)
  • Dr. Gerald Bachinger (NÖ PatientInnen- und Pflegeanwalt, Sprecher der PatientenanwältInnen)
  • Mag. Gabriele Jaksch (Präsidentin von MTD-Austria, Vorstandsmitglied der Plattform Patientensicherheit)
  • Elke Poßegger (Vorstandsmitglied ÖGKH – österreichische Gesellschaft für Krankenhaushygiene, Hygienefachkraft)