Drei DSGVO-Beschwerden gegen Grindr, Twitter und die Werbeunternehmen Smaato, OpenX, AdColony und AppNexus


Untersuchungen des norwegischen Verbraucherschutzverbands (Forbrukerrådet) zeigen, dass viele Smartphone-Apps häufig sehr persönliche Daten an tausende Werbepartnern senden. Der Bericht deckt auf, wie eine große Anzahl von zwielichtige Unternehmen persönliche Daten über Interessen, Gewohnheiten und Verhalten der Nutzer empfangen, wenn man bestimmte Apps nutzt. Diese Daten werden verwendet, um umfangreiche Profile über Nutzer zu erstellen, die für gezielte Werbung und viele andere Zwecke genutzt werden können.

Diese Geschäftspraktiken sind vollkommen außer Kontrolle geraten und sind voller Verletzung des europäischen Rechts. Der Umfang der Verfolgung von Nutzern macht es uns unmöglich, ernsthafte Entscheidungen darüber zu treffen, wie unsere persönlichen Daten gesammelt, weitergegeben und genutzt werden. Folglich steht diese massive kommerzielle Überwachung systematisch im Widerspruch zu unseren Grundrechten„, sagt Finn Myrstad, Direktor für Digitale Strategie des norwegischen Verbraucherschutzverbands.

Jedes Mal, wenn du eine App wie Grindr öffnest, erhalten Werbenetzwerke deinen GPS-Standort, Gerätekennungen und sogar die Tatsache, dass du eine Dating-App für Homosexuelle benutzt. Dies ist eine eklatante Verletzung der EU-Datenschutzgesetze„, sagt Max Schrems, Vorsitzender des europäischen Datenschutzzentrums noyb.

Drei Beschwerden bei der zuständigen Datenschutzbehörde eingereicht

Der norwegische Verbraucherschutzverband hat, in Zusammenarbeit mit noyb, drei formelle Beschwerden gegen die Gay/Bi-Dating-App Grindr und fünf Adtech-Unternehmen bei der norwegischen Datenschutzbehörde eingereicht. Folgende Unternehmen haben von Grindr Daten erhalten: Twitter`s MoPub, AT&T’s AppNexus, OpenX, AdColony und Smaato.

Während die norwegischen Beschwerden einen norwegischen Android-Nutzer betrifft, wird noyb in den kommenden Wochen ähnliche Beschwerden für einen österreichischen iOS-Nutzers bei der österreichischen Datenschutzbehörde einreichen.

Profiling: Verfolgung im Internet und am Handy

Viele Akteure in der Werbeindustrie sammeln Informationen über uns im Internet, durch internetfähige Geräte und in sozialen Netzwerken. Kombiniert man diese Daten, so ergibt sich ein detailliertes Bild jedes Nutzers, das unser tägliches Leben, unsere geheimen Wünsche und unsere verwundbarsten Momente offenbart.

Ala Krinickytė, Datenschutz-Juristin bei noyb: „Im Fall von Grindr erscheint besonders problematisch, dass Dritte nicht nur die GPS-Ortung oder Gerätekennungen erhalten, sondern auch die Info, dass eine Person eine Dating-App benutzt, die als ‚ausschließlich für die Gay/Bi-Community‘ beschrieben wird. Das offenbart klar die sexuelle Orientierung des Nutzers.

Was muss getan werden?

Der norwegische Verbraucherrat fordert Unternehmen, die auf digitale Werbung setzen, dringend auf, nach alternativen Lösungen zum derzeit dominierenden Adtech-System zu suchen, wie z.B. Technologien, die nicht auf die Weitergabe von sensiblen Daten an tausende Unternehmen beruhen.

Die Situation ist völlig außer Kontrolle. Um das signifikante Machtgefälle zwischen Verbrauchern und Drittunternehmen zu verschieben, müssen die derzeitigen Praktiken des umfangreichen Trackings und Profiling beendet werden„, sagt Finn Myrstad.

Es gibt nur sehr wenige Maßnahmen, die die Verbraucher selbst ergreifen können, um die massive Verfolgung und den Datenaustausch, die überall im Internet stattfinden, einzuschränken oder zu verhindern. Die europäischen Datenschutzbehörden müssen aktive Durchsetzungsmaßnahmen ergreifen, um die Verbraucher vor der illegalen Nutzung personenbezogener Daten zu schützen.