EU-Kommission muss verbindliche Obergrenzen für Belastung durch krebserregende Substanzen festsetzen.
Arbeitsbedingte Krebserkrankungen töten in der EU jedes Jahr rund 100.000 Menschen. Das ergibt eine Studie des Europäischen Gewerkschaftsinstituts (ETUI). Somit handelt es sich dabei um die häufigste arbeitsbezogene Todesursache. „Wir brauchen auf EU-Ebene dringend Grenzwerte für zumindest 50 krebserzeugende Arbeitsstoffe“, sagt Bernhard Achitz, Leitender Sekretär des ÖGB. Derzeit gibt es in der entsprechenden EU-Richtlinie gerade einmal für drei krebserregende Substanzen verbindliche Grenzwerte. Die Richtlinie wird nun seit bereits zwölf Jahren überarbeitet – bisher ohne jedes Ergebnis. Der Europäische Gewerkschaftsbund (EGB/ETUC) fordert die EU auf, eine Reform nicht länger zu verhindern und den arbeitsbedingten Krebserkrankungen ein Ende zu setzen.++++
EGB-Lynch: Eine Epidemie, über die niemand spricht
„Arbeitsbedingte Krebserkrankungen sind eine Epidemie, über die niemand spricht. Jedes Jahr sterben Tausende Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, und die EU tut seit zwölf Jahren rein gar nichts dagegen“, sagt Esther Lynch, politische Sekretärin des EGB: „Die Gewerkschaften verlangen verpflichtende Obergrenzen für krebserregende Substanzen am Arbeitsplatz, um solche vorhersehbaren Todesfälle künftig zu verhindern. Jede einzelne Fall von arbeitsbedingtem Krebs ist einer zu viel!“
In Österreich fast zehnmal mehr Tote durch arbeitsbedingten Krebs als durch Arbeitsunfälle
In vielen EU-Ländern gibt es auf nationaler Ebene deutlich strengere Grenzwerte, in Österreich beispielsweise für 50 Substanzen. Trotzdem werden in der ETUI-Studie für Österreich 1.820 Todesfälle pro Jahr aufgrund einer arbeitsbedingten Krebserkrankung geschätzt (2014). Zum Vergleich: 2014 sind in Österreich 192 Menschen infolge von Arbeits-und Arbeitswegunfällen verstorben. „Die Zahl der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die aufgrund einer arbeitsbedingten Krebserkrankung ihr Leben lassen müssen, liegt demnach jedenfalls weitaus höher. Deshalb besteht auch in Österreich dringender Handlungsbedarf“, sagt Bernhard Achitz: “Außerdem würden EU-weit höhere Grenzwerte verhindern, dass sich einzelne Länder auf Kosten von Gesundheit und Leben der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer einen unfairen Wettbewerbsvorteil herausschlagen.“