Am 5. Februar 2022 erstattete ein Zeuge auf der Polizeiinspektion Ravelsbach die Anzeige, dass in einem Keller in Zemling, Bezirk Hollabrunn, ein Hundewelpe in einen Pkw mit Wiener Kennzeichen eingeladen wurde. Dies soll sich auch schon am 3. Februar 2022 zugetragen haben. Hundegebell habe der Zeuge aus dem Presshaus bereits schon seit ca. November 2021 gehört.

Bedienstete der Polizeiinspektion Ravelsbach nahmen bei den anschließenden Erhebungen beim gegenständlichen Keller, es handelt sich um ein altes abseits gelegenes Presshaus mit Kellerröhre, bereits von einigen Metern Entfernung Techno-Musik wahr.
Im Zuge der weiteren Begutachtung des Gebäudes wurde festgestellt, dass die Außenfenster von Innen blickdicht abgeklebt waren. Bei einer versuchten Kontaktaufnahme durch Klopfen wurde immer wieder dumpfes Hundegebell und auch „Jaulen“ durch mehrere Hunde wahrgenommen. Für die einschreitenden Beamten bestand deshalb der Verdacht, dass der Keller zur illegalen Zucht von Hundewelpen bzw. zur Zwischenlagerung von Hunden vor dem Weiterverkauf verwendet wird.

Da das klägliche Jaulen, Winseln und Bellen der Hunde im Objekt eine Qual der Tiere gemäß Tierschutzgesetz erscheinen ließ, wurde nach Anordnung der Bezirkshauptmannschaft Hollabrunn und in Anwesenheit der Amtstierärztin
unter Beiziehung der Freiwilligen Feuerwehr Zemling die Eingangstür zum Presshaus geöffnet.

Beim Öffnen der Kellertür strömte den Beamten starker Verwesungsgeruch entgegen. Im Presshaus befanden sich zwei leere, nicht an den Strom angeschlossene Kühlschränke, sowie ein Sack mit Knochenabfällen, aus welchem Flüssigkeit auslief. Ein anderer Sack war mit verpacktem Vollkornbrot gefüllt sowie diverser Restmüll. Ein Kühlschrank war bodeneben mit Fleischwasser bzw. undefinierbarer, stinkender Verwesungsflüssigkeit ca. 3 cm hoch gefüllt. Ein Radio war eingeschaltet, um das Hundegebell zu übertönen.
Die Hunde konnten optisch jedoch nicht wahrgenommen werden.

Der Tür zum Abgang in die Kellerröhre wurde ebenfalls von der FF Zemling geöffnet. Dabei strömte den Beamten ebenfalls starker Gestank entgegen. Mit der Taschenlampen konnte in der Kellerröhre wahrgenommen werden, dass der Boden mit unzähligem Hundekot in diversen festen und halbflüssigen Zuständen und Urin übersät war. Gemeinsam mit der Amtstierärztin wurde die ca. 20 Meter lange Kellerröhre mit einer Nische betreten. In der finsteren Nische konnten hinter einer Absperrung aus Holzplatten zwei zusammengekauerte, ängstliche Rottweilerwelpen aufgefunden werden. Im Seitengang befand sich ein leeres Gehege. Vier Husky-Welpen konnten winselnd und bellend am Ende der Kellerröhre hinter einer Absperrung aus Holzplatten aufgefunden werden.

Nach dem Tierschutzgesetz wurde die sofortige Abnahme verfügt und das Tierheim Krems an der Donau verständigt. Die Abnahme war für das Wohlbefinden der Tiere aufgrund der beschriebenen Umstände erforderlich und unumgänglich. Nach dem Eintreffen einer Mitarbeiterin des Tierheimes Krems/Donau wurden die Welpen geborgen und anschließend von der Amtstierärztin besichtigt. Keines der Tiere war mit einem Chip versehen. Der Wert der abgenommenen Welpen beläuft sich auf ca. 7.200 Euro.

Am 6. Februar 2022 wurde die Polizeiinspektion Ravelsbach von einem Zeugen telefonisch in Kenntnis gesetzt, dass soeben das oben beschriebene Fahrzeug mit Wiener Kennzeichen zum Keller in Zemling zugefahren sei. Daraufhin begaben sich die Streifen der Polizeiinspektionen Ravelsbach und Ziersdorf zum angegebenen Objekt. Das Fahrzeug konnte sodann im Ortsgebiet von Grübern angehalten werden. Im Fahrzeug befanden sich zwei serbische Staatsbürger im Alter von 20 und 11 Jahren. Der 20-Jährige wurde umgehend zur sofortigen Vernehmung auf die Polizeiinspektion Ravelsbach verbracht. Bei der Befragung konnte ermittelt werden, dass es sich bei dem Beschuldigten nach dem Tierschutzgesetz um eine 31-jährige Frau, serbischer Staatsangehörigkeit handelt, die in Straßhof an der Nordbahn, Bezirk Gänserndorf, aufhältig ist.

Die Staatsanwaltschaft Korneuburg ordnete die Durchsuchung dieser Liegenschaft in Straßhof an der Nordbahn sowie die Sicherstellung von tatrelevanten Gegenstände an. In einem Zimmer befand sich ein etwa 14-16 Wochen alter Rottweiler-Rüde. Dieser dürfte bereits öfter seine Notdurft am Boden verrichtet haben, da mehrere Urin- und Kothaufen vorgefunden werden konnten. Ebenso roch es im Zimmer nach Urin. Im Schlafzimmer des Erdgeschosses konnten in einer Kommode auch zwei Impfpässe von Hunden sowie ein schriftlicher Vermerk über den Verkauf eines Rottweiler-Welpen mit einem Kaufpreis von 750 Euro sowie die Daten des Käufers vorgefunden werden. Zu der Übergabe des Hundes dürfte es jedoch nicht gekommen sein.

Im Keller des Einfamilienhauses wurden insgesamt sechs eingesperrte Hundewelpen vorgefunden. Dabei handelte es sich um etwa 4 Wochen alte Husky-Welpen. Ihnen standen zwei kleine Teller mit Fleischfutter zur Verfügung, Wasser wurde nicht vorgesetzt. Der Boden war mit Sägespäne bestreut, welche jedoch bereits stark durch den Urin der Hunde aufgeweicht waren. Im gleichen Kellerraum konnten in einem kleinen Käfig auch noch zwei Hasen vorgefunden werden. Im Garten befindet sich neben einer Garage auch noch ein kleines Nebengebäude. Bereits beim Öffnen bemerkten die Beamten, dass sich darin drei Hunde befinden.

Zwischenzeitlich ordnete die Staatsanwaltschaft Korneuburg die Festnahme der 31-jährigen Beschuldigten sowie die anschließende Einlieferung in die Justizanstalt Korneuburg an.

Die Welpen wurden sichergestellt und mit einem Tierheim in Mistelbach Kontakt aufgenommen, um die Abholung der sichergestellten Hundewelpen zu veranlassen. Die kleinen Welpen wurden aus der dunklen Ecke genommen und in Transportboxen verbracht. Danach wurde der einzelne Rottweiler im Fahrzeug des Tierheims untergebracht. Aus dem Nebengebäude konnten letztendlich weitere vier Hundewelpen eingefangen und in Boxen verwahrt werden. Dabei zeigte sich, dass den Tieren kein Wasser und Futter zur Verfügung stand.

Insgesamt wurden 16 Hunde (13 Husky und 3 Rotweiler) und 2 Hasen von ihren Qualen befreit.

LPD NÖ/PI Ravelsbach