90.000 Kinder besuchen im Schuljahr 2024/25 die vierte Klasse Volksschule und haben somit die Möglichkeit, die Freiwillige Radfahrprüfung zu absolvieren. „Für viele Menschen in Österreich ist unser Angebot die erste und einzige Möglichkeit, die Bedeutung von Verkehrszeichen zu lernen, sich im Straßenverkehr sicher zu orientieren und Unfälle zu vermeiden“, erklärt Sonja Kuba, Leiterin des Österreichischen Jugendrotkreuzes (ÖJRK). Der Straßenverkehr wird mit neuen Formen der Mobilität wie nahezu geräuschlosen Elektroautos, E-Rollern oder E-Skateboards immer komplexer. Für Kinder ist es daher umso wichtiger, als Verkehrsteilnehmer:innen über Regeln und Gefahren Bescheid zu wissen. „Die Freiwillige Radfahrprüfung vermittelt wichtige Kenntnisse in Theorie und Praxis und berechtigt schon vor dem 12. Lebensjahr, ohne Begleitung Erwachsener auf öffentlichen Straßen Rad zu fahren“, so Kuba.
Neu: Vorbereitung und Prüfung auch online möglich
Auf der Plattform www.radfahrprüfung.at kann die Freiwillige Radfahrprüfung im Rahmen des Schulunterrichts online abgelegt werden, auch die Vorbereitung ist digital möglich. Im Fokus stehen Sicherheit und das eigene Verhalten mit dem Fahrrad im Straßenverkehr. Der Spaß kommt nicht zu kurz – Rätsel, vertraute Bilder und Checks begleiten von der ersten Lektion bis zur Prüfung. Videos von Situationen im Straßenverkehr fördern das Verständnis, auch Testprüfungen sind möglich. Audios unterstützen zusätzlich und machen das Angebot barrierefreier. Das Angebot wird vom Jugendrotkreuz gemeinsam mit dem Kuratorium für Verkehrssicherheit (KfV), AUVA, ÖAMTC und Polizei bereitgestellt und vom Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung unterstützt.
Radfahrprüfung jetzt und in Zukunft
„Das Üben auf der Plattform ist wie alle Angebote zur Freiwilligen Radfahrprüfung kostenlos. Das ist uns und unseren Partnern wichtig, damit wirklich alle Kinder dieses Angebot nützen können. Im vergangenen Schuljahr wurden rund 97.000 Schüler:innenhefte zur Freiwilligen Radfahrprüfung von Schulen bezogen. Jetzt soll die neue Plattform zu noch mehr Sicherheit im Straßenverkehr beitragen“, erklärt Kuba.
„Gefahren erkennen, kritische Situationen meiden!“
Die Unfall-Statistik des KFV spricht eine deutliche Sprache: Im Vorjahr verunglückten in Österreich 759 Kinder bis 14 Jahre beim Radfahren im Straßenverkehr. Im Durchschnitt der vergangenen drei Jahre (2021 bis 2023) wurden beim Radfahren im Straßenverkehr 731 Kinder pro Jahr verletzt und ein Kind getötet. „Jeder einzelne Unfall ist eine Tragödie“, stellt Kuba klar. „Kinder sind die schwächsten Verkehrsteilnehmer. Durch die freiwillige Radfahrprüfung erlernen sie nicht nur Verkehrsregeln, sondern können sich auch besser selbst schützen, da sie Gefahren eher erkennen und kritische Situationen besser meiden können.“
Welche positiven Effekte es haben kann, Maßnahmen zur Erhöhung der Sicherheit von Kindern im Straßenverkehr zu setzen, zeigt die KFV-Statistik zur Einführung der Radhelmpflicht für Kinder: Vor der Einführung im Juni 2011 lag der Anteil an Kopfverletzungen bei Kindern bis 12 Jahre bei 23 Prozent, im Jahr 2021 aber nur mehr bei 10 Prozent, was einem Rückgang von 57 Prozent entspricht.
KFV, AUVA, ÖAMTC und Polizei über die Bedeutung der digitalen Lernplattform:
Christian Schimanofsky, Direktor des KFV: „Kinder haben nicht nur einen ungeheuren Fortbewegungsdrang, sie sind auch sehr wissbegierig und lernfähig. Und genau hier setzt die Ausbildung der Freiwilligen Radfahrprüfung seit Jahren erfolgreich an. Die Freiwillige Radfahrprüfung ist für die meisten Kinder der erste ernste Mobilitätsschritt. Sie hier bestmöglich und mit den professionellsten Lernunterlagen zu unterstützen, ist besonders wichtig. Wir freuen uns besonders, dass die Kinder, Eltern und auch Lehrpersonen in Zukunft schnell und effizient mit der digitalen Plattform lernen können.“
Klaus Wittig, Stellvertretender Abteilungsleiter Unfallverhütung und Berufskrankheitenbekämpfung AUVA: „Die AUVA ist die soziale Unfallversicherung für mehr als 1,4 Millionen Schüler:innen, Studierende und Kindergartenkinder. Durch die inhaltliche und finanzielle Unterstützung der neuen Lernplattform für die Radfahrprüfung leisten wir nicht nur einen Beitrag zur Unfallverhütung in dieser wichtigen Altersgruppe. Wir sind überzeugt, dass dadurch auch der Grundstein für eine verantwortungsvolle und sichere Verkehrsteilnahme im Erwachsenenalter gelegt wird.
Der kostenlose und niederschwellige Zugang zu den Lernunterlagen und zur Prüfung wird vielen Kindern, aber auch Eltern und Lehrer:innen das Leben erleichtern! Weniger Zettelwirtschaft und dafür hoffentlich mehr Zeit zum praktischen Üben!“
Eva Unger, ÖAMTC-Rechtsdienste: „Der ÖAMTC als Kooperationspartner begrüßt die Einführung der neuen Lernplattform für das erfolgreiche Programm ‚Freiwillige Radfahrprüfung‘. Diese digitalen Neuerungen bieten einen flexiblen und individuellen Lernprozess, die Kinder können in ihrem eigenen Tempo und nach ihrem eigenen Zeitplan lernen. Der niederschwellige und flächendeckende Zugang soll sicherstellen, dass alle Kinder die wichtigen Verkehrsregeln erlernen können, die auch für ihr späteres Leben von großer Wichtigkeit sind. Das Regelwissen aus den Lernangeboten kann das praktische Fahrradfahren im Straßenverkehr nicht ersetzen, auch dieses muss oftmals im geschützten Bereich wiederholt und gemeinsam mit den Kindern geübt werden.“
Abteilungsinspektor Christoph Stowasser, Interim. Leitung Verkehrserziehungsgruppe und Kinderpolizei, Landesverkehrsabteilung Wien: „Uns ist es ein großes Anliegen, dass wir in Kooperation mit der Bildungsdirektion Wien und dem Jugendrotkreuz möglichst viele Kinder durch unser Präventionsprogramm erreichen, so den Grundstein für eine sichere zukünftige Verkehrsteilnahme legen und auch die Freude an der sicheren Erschließung des Verkehrsraums fördern. Damit möglichst viele Kinder erreicht werden können und es zu keiner Ausgrenzung aus sozioökonomischen Gründen kommt, ist die Teilnahme an der Vorbereitung zur Radfahrprüfung kostenfrei. Hier liefert uns das Jungendrotkreuz seit Langem für Kinder kostenfreie Lernunterlagen von hoher Qualität.“
Bild: ÖRK/Markus Hechenberger