Das Institut für Sozialwissenschaften (ISW) hat 492 Betriebsratsvorsitzende oberösterreichischer Unternehmen zu ihren Erfahrungen mit der Corona-Kurzarbeit und der Arbeit im Home-Office befragt. Auch die wirtschaftlichen Perspektiven ihrer Betriebe standen zur Debatte. „“Wir müssen aus den Erfahrungen der Corona-Krise die richtigen Lehren ziehen und sie für die Zukunft der Arbeitswelt nutzen““, sagt AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer. Denn Kurzarbeit und Home-Office sind und bleiben wohl die großen Herausforderungen in den nächsten Jahren.
492 Betriebsratsvorsitzende haben sich an der umfassenden Befragung beteiligt. Aus den Ergebnissen lassen sich einige Schlussfolgerungen für den Umgang mit den Corona-Folgen im Arbeitsalltag ziehen. Die gute Botschaft zuerst: Zwei Drittel der Befragten sagen, dass der Großteil keine Angst hat, nach dem Auslaufen der Kurzarbeit gekündigt zu werden. Das zeigt, dass die Kurzarbeit den Beschäftigten eine gewisse Sicherheit in diesen unsicheren Zeiten gibt. Die Zustimmung variiert allerdings je nach den wirtschaftlichen Perspektiven des Betriebs. Und Kurzarbeit schützt nicht immer vor Kündigungen. Denn immerhin 22 Prozent der Befragten aus Kurzarbeitsbetrieben geben an, dass es seit Beginn der Corona-Krise zu betriebsbedingten Kündigungen gekommen sei. Auch dass Unternehmen das tatsächliche Arbeitsausmaß an die Kurzarbeit anpassen, können nicht alle Betriebsräte/-innen bestätigen. Immerhin meinen 38 Prozent, dass Beschäftigte eher nicht bis gar nicht darauf vertrauen können, dass das Arbeitsvolumen an die reduzierte Arbeitszeit angepasst wird.
Betriebsräte sehen Home-Office sehr zwiespältig
Die langsame Rückkehr aus dem Home-Office ist bemerkbar. In fast der Hälfte der Betriebe waren zum Jahresende keine Beschäftigten oder höchstens zehn Prozent der Belegschaft im Home-Office tätig. Und nur mehr bei etwa jedem achten Betrieb arbeitet mehr als 60 Prozent der Belegschaft überwiegend zu Hause. Im März 2020 war das noch anders.
Die Betriebsratsvorsitzenden sehen Home-Office durchaus zwiespältig. 75 Prozent stellen fest, dass viele Beschäftigte über fehlende Kontakte zu ihren Kollegen/-innen klagen. Dass Grenzen zwischen Arbeits- und Privatleben verschwimmen, ist ebenso eine der „Schattenseiten“ der Telearbeit wie der Mangel an geeigneten Arbeitsräumen sowie das Fehlen technischer Ausstattung wie Drucker und leistungsfähige Internetverbindungen. Knapp zwei Drittel der Befragten sagen aber auch, dass viele Beschäftigte durch Home-Office Familie und Beruf besser vereinbaren können. Voraussetzung dafür sind Kindergärten und Horte mit entsprechenden Öffnungszeiten sowie kurze Distanzen zur Wohnung, die eine Vollzeitbeschäftigung ermöglichen. Die mit Abstand stärkste Zustimmung (87 Prozent) findet die Erleichterung des Alltags durch den Wegfall des Arbeitsweges. „“Betriebsratsvorsitzende sehen beim Home-Office Chancen und Gefahren. Umso dringlicher ist ein gemeinsames Festlegen durch eine Betriebsvereinbarung““, so AK-Präsident Kalliauer.
Richtige Schlussfolgerungen ziehen
Für den Umgang mit den Corona-Folgen im Arbeitsalltag gelte es, die richtigen Schlüsse zu ziehen. Hinsichtlich Kurzarbeit heißt das, frühzeitig klare und für alle nachvollziehbare Bestimmungen, wie zum Beispiel Entgeltberechnung, Urlaubsverbrauch oder rückwirkende Antragstellung zu erlassen, aber auch die Erfahrungen für eine generell kürzere Vollzeit für alle zu nutzen. Beim Home-Office muss es die richtigen Maßnahmen zur Grenzziehung zwischen Arbeits- und Privatleben geben, zum Beispiel durch fixe Verbindungs- und Trennungszeiten zum Server. Zudem muss das Kinderbetreuungsangebot ausgebaut werden, damit Home-Office für Eltern mit Betreuungspflichten nicht zur Vielfachbelastung wird.
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