Risiko als Chance

 

Patientensicherheit und Risikomanagement haben in den letzten Jahren einen großen Stellenwert im Gesundheitssystem und in den einzelnen Krankenanstalten erhalten. Die Aktivitäten richten sich längst nicht mehr nur an medizinisches Personal, sondern zunehmend auch an PatientInnen, die durch ihre Erfahrung aus erster Hand einen positiven Beitrag zu mehr Patientensicherheit leisten können.

Medizin und Pflege sind nicht frei von Risiken. Viele Fehler sind aber vermeidbar, wenn sich Gesundheitsdienstleister dieses Themas in ihrem Qualitäts- und Risiko-management bereits vorausschauend annehmen. Im Universitätsklinikum Salzburg haben sich bereits einige Abteilungen einem strukturierten Prozess zur Überprüfung des Riskmanagements unterzogen.

 

Qualität ist Chefsache

Spitäler sind unter der Prämisse der Wirtschaftlichkeit gefordert, qualitätsvolle Leistungen zu erbringen und die Versorgung der Bevölkerung sicherzustellen. Aber, wo Menschen arbeiten, können auch Fehler passieren – dazu kommen die vielen Nahtstellen zwischen den Berufsgruppen, die immer komplexer werdenden Abläufe, der rasante medizinische Fortschritt und die immer knapper werdenden Ressourcen. Das Thema Qualitäts- und Riskmanagement hat eine lange Tradition in den SALK. Seit 2009 ist es als Stabsstelle des Geschäftsführers „Chefsache“. Die SALK tun viel, um das Risiko von Fehlern zu minimieren und leben eine offene Fehlerkultur.

 

SALK Geschäftsführer Priv.-Doz. Dr. Paul Sungler: „In den SALK sind Qualitäts- und Riskmanagement für die Erhaltung und Weiterentwicklung des hohen Qualitätsniveaus von zentraler Bedeutung. Die Gewährleistung und Steigerung der Patientensicherheit ist eine komplexe Aufgabe, die kontinuierlich verfolgt werden muss. Die Identifikation, Bewertung, Aggregation, Reporting und die Überwachung von Risiken stellen dabei die Grundaufgaben des klinischen Risikomanagements dar. Gegenüber Krankenhäusern mit niedrigerer Versorgungsstufe bieten die Salzburger Landeskliniken als Zentralkrankenhaus und Universitätsklinikum eine Vielfalt an Diagnostik und eine Vielzahl von komplexen internistischen und chirurgischen Behandlungsmöglichkeiten an. Mit dem Qualitäts- und Riskmanagement und den damit verbundenen Verbesserungs- und Optimierungsprozessen in den vergangenen Jahren wurde hier in der SALK schrittweise ein Kulturwandel herbeigeführt.“

 

Risiken als Chancen erkennen

Bei der Erkennung, Bewältigung und Reduzierung von Risiken der medizinischen Leistungserbringung werden Führungsebenen und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Salzburger Universitätskliniken maßgeblich durch die Stabsstelle Qualitäts- und Riskmanagement unterstützt. Die Leiterin der Stabstelle für Qualitäts- und Riskmanagement, Univ.-Doz. Dr. Doris Mack bringt aufgrund ihrer langjährigen Erfahrung als Urologin und als Vorsitzende der Qualitäts- Sicherungskommission des LKH beste Referenzen mit.

 

Univ.-Doz. Dr. Doris Mack erklärt: „Als Ärztin weiß ich, wie wichtig es ist, Strukturen vorzufinden, die das Eintreten eines Fehlers verhindern. Bewährte Tools sind beispielsweise das CIRS (Critical Incident Reporting System – freiwilliges, anonymes Meldesystem), die Morbiditäts- & Mortalitätskonferenzen, Risikoaudits, Checklisten, Analyse unerwarteter Ereignisse, Qualitätszirkel zur Medikationssicherheit oder unser Beschwerde- und Befragungsmanagement. Wenn trotzdem ein Fehler passiert, wird genau analysiert und werden Maßnahmen abgeleitet, um genau diesen Fehler nicht mehr zu machen.“

 

Arzt-Patient-Gespräch ist wichtig

Dozentin Mack erklärt: „Auf Stationen und in OPs haben wir ausgebildete Risikomanager aus Medizin und Pflege, die sehr sensibilisiert sind, wo ein mögliches Risiko gesehen werden kann. Ein aber sehr wesentlicher Faktor ist auch der Patient selbst- was kann er zu einem sicheren Aufenthalt beitragen? Patienten müssen uns über ihre Krankengeschichte aktiv informieren. Das Arzt-Patient-Aufklärungsgespräch ist hier sehr wichtig. Das braucht Zeit und Einfühlungsvermögen. Da geht es vor allem darum, zu erfahren, welche Medikamente eingenommen werden oder auch ob Allergien vorliegen, und wenn ja, welche. Aber auch, ob man Raucher ist oder eine andere Sucherkrankung vorliegt. “

 

 

Patient kann viel beitragen – Konzept „aktiver Patient

 

Kommunikation und Information: Während eines Aufenthaltes im Krankenhaus werden den Patienten meist viele Fragen gestellt, um ein möglichst ganzheitliches Bild zu erhalten. Umfassende Informationen über seinen eigenen Gesundheitszustand können eine Vielzahl von Komplikationen vermeiden.

 

Medikamente: Trotz aller Bemühungen kann es in einem Krankenhaus dazu kommen, dass Medikamente (z.B.: Tabletten, Infusionen, Zäpfchen, Tropfen, …) verwechselt werden. Patienten sollen unbedingt darauf achten, dass die Anzahl und das Aussehen der täglich vorbereiteten Medikation bekannt sind. Bei Unklarheit unbedingt vor der Einnahme beim medizinischen Personal nachfragen.

 

Patientenidentifikation: Um Patienten mit Allergien schnellstmöglich wahrnehmen zu können und eventuelle Patientenverwechslungen zu vermeiden ist das Tragen des Identifikationsbandes im Salzburger Universitätsklinikum verpflichtend. Patienten sollen dabei den Inhalt des ID Bandes auch selbst überprüfen.

 

Hygiene: Hygiene ist in einem Krankenhaus von größter Bedeutung. Die regelmäßige Reinigung der Hände mit Seife oder Desinfektionsmittel aus den angebotenen Desinfektionsspendern ist im Krankenhaus besonders wichtig.

 

Stürze vermeiden: Leider passiert es in Krankenhäusern immer wieder, dass Patienten stürzen. Wenn man sich unsicher fühlt, sollte man auf selbstständiges aufstehen verzichten und lieber das Krankenhauspersonal um Hilfe bitten.

 

Rauchen: Rauchen beeinträchtigt Ihr Abwehrsystem negativ, es kann zur schlechteren Wundheilung, Lungenproblemen, Infektionen und Blutungen nach einer Operation führen. Um diese Risiken stark zu verringern, sollte generell auf das Rauchen verzichtet werden.

 

 

Risk-Management Maßnahmen im Überblick

 

  • CIRS (Critical Incident Reporting System – freiwilliges, anonymes Meldesystem)
  • Morbiditäts- & Mortalitätskonferenzen
  • Risikoaudits
  • Analyse von unerwarteten Ereignissen
  • Checklisten
  • Befragungen
  • Beschwerden
  • Arbeitsgruppe zum Thema “Medikamentensicherheit“
  • Ausbildung von Mitarbeitern zu zertifizierten Risikomanagern
  • Vernetzungstreffen mit anderen Spitälern
  • Konzept „aktiver Patient“

 

 

Die Morbiditäts- & Mortalitätskonferenzen (M&M Konferenzen)

 

M&M-Konferenzen sind eines der wichtigsten Steuerungsinstrumente des Qualitätsmanagements. Aus diesem Grund haben wir seitens der Stabsstelle auch SALK-weit abgefragt, wie mit diesem Tool umgegangen wird. Dabei ist herausgekommen, dass zwar an vielen Kliniken solche Konferenzen durchgeführt werden, jedoch nicht flächendeckend, zudem sind auch Sichtweise und Qualität unterschiedlich. Neurochirurg Univ.-Prof. Dr. Peter Winkler verwendet dieses Tool regelmäßig und in sehr ausgefeilter Form (Univ.-Prof Dr. Winkler hat dazu auch publiziert: Winkler PA, Tonn JC: Problem based teaching in residency training in neurosurgery – um die wichtigste zu nennen). Aber natürlich auch in Büchern zum Klinischen Riskmanagement – zuletzt im Neuen Wissenschaftlichen Verlag (nwV) 2012 Becker/Glaser/Kröll/ Schweppe/Neuper wird den Mortalitäts- und Morbiditätskonferenzen ein ganzes Buchkapitel gewidmet – mit zahlreichen Literaturverweisen. So sagte Gordon schon 1994: In der Medizin wird oftmals von der „goldenen Stunde“ gesprochen. Es ist die Stunde nach einem Trauma, einem Myokardinfarkt oder einem Apoplex, in der die Ärztin, der Arzt die Chance hat, durch Wissen und Fähigkeiten die drohenden und mitunter potentiell katastrophalen Folgen für die PatientInnen abzuwenden oder zu mildern. Becker schreibt dann, es gibt eine Analogie zu dieser goldenen Stunde – die M&M–Konferenz als „goldene Stunde der ärztlichen Ausbildung“. Während dieser Stunde besteht die Möglichkeit zu einer intensiven und qualifizierten Diskussion innerhalb des professionellen therapeutischen Teams. So stellt die Mortalitäts- und Morbiditätskonferenz nicht nur ein Tool zur Verbesserung der Patientensicherheit dar, sondern auch ein entscheidendes Lehrmittel, dem sich die Salzburger Universitätskliniken verpflichten, es zu nutzen. Anhand der Expertise vieler Kollegen wie beispielsweise Univ.-Prof. Dr. Winkler (auch vor dem Hintergrund der Praktikabilität) und der gesichteten Literatur, erstellt die Stabsstelle eine Matrix dazu, die es allen Kliniken leicht macht, in für sie adaptierter Weise damit umzugehen.

 

 

 

 

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Mag. Mick Weinberger

Leiterin SALK Unternehmenskommunikation & Marketing

 

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