Immer mehr Beschäftigte quer durch alle Bildungsniveaus und Berufsgruppen sehen die wirtschaftliche Entwicklung des Landes, die Lage auf dem Arbeitsmarkt und ihre eigenen Chancen im Berufsleben pessimistisch. Das zeigt die aktuelle Auswertung des Österreichischen Arbeitsklima Index der AK Oberösterreich. Sie zeigt auch, dass bei fast einem Viertel der Beschäftigten der Urlaub nicht ausreicht, um sich von der Arbeit erholen zu können.

Der Arbeitsklima Index misst und beschreibt seit 19 Jahren vierteljährlich die wirtschaftlichen und sozialen Entwicklungen aus Sicht der Arbeitnehmer/-innen. Aktuell ist der Index innerhalb eines Jahres um zwei Punkte gesunken. Derzeit liegt er nur noch bei 105 Punkten – so niedrig wie zuletzt vor zwölf Jahren. Schuld daran ist der wachsende Pessimismus unter den Beschäftigten. Sie hadern mit der wirtschaftlichen Entwicklung, der Lage auf dem Arbeitsmarkt und den eigenen Zukunftsperspektiven: Beispielsweise sind nur mehr 54 Prozent optimistisch in Bezug auf die wirtschaftliche Entwicklung des Landes (minus neun Prozentpunkte seit Frühjahr 2015). Nur 42 Prozent rechnen sich gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt aus, um sechs Prozentpunkte weniger als vor einem Jahr.

In keiner anderen Gruppe ist der Arbeitsklima Index so stark zurückgegangen wie unter Hochschulabsolventen/-innen. In dieser Gruppe ist inzwischen die Mehrheit (53 Prozent) unzufrieden mit den eigenen Aufstiegs- und Entwicklungsmöglichkeiten. Nur 48 Prozent glauben, zumindest eher leicht wieder einen neuen Job zu finden, falls sie ihren jetzigen verlieren.

Unter den Menschen mit maximal Pflichtschulabschluss glauben nur 35 Prozent, dass sie leicht wieder eine neue Stelle finden, wenn sie arbeitslos werden. Zudem nehmen die physischen und psychischen Belastungen durch schlechte Gesundheitsbedingungen und belastende Arbeitsabläufe zu. All das führt dazu, dass der Arbeitsklima Index von Geringqualifizierten innerhalb eines Jahres um weitere drei Punkte auf 94 Indexpunkte abgesackt ist.
Eine aktuelle Sonderauswertung zeigt auf, dass bei fast einem Viertel der Beschäftigten der Urlaub nicht ausreicht, um sich von den Strapazen des Berufs erholen zu können. Vor allem Menschen im Handel und in Gesundheitsberufen schaffen es oft nicht, im Urlaub abzuschalten und sich auszuruhen. Das wirkt sich massiv auf die generelle Arbeitszufriedenheit aus: Beschäftigte, die sich im Urlaub erholen können, haben einen Arbeitsklima Index von 109 Punkten. Jene, die sich nicht erholen, kommen nur auf 92 Punkte.

Etwa zehn Prozent der Befragten geben an, dass sie nicht ihren gesamten Jahresurlaub verbrauchen können. Bei zwei Dritteln davon ist die hohe Arbeitsdichte der Hauptgrund dafür. Jede/-r Fünfte musste beim bereits mit dem Vorgesetzten vereinbarten Urlaub Abstriche machen, weil es der Arbeitgeber so wollte. Das trifft am stärksten die Arbeitnehmer/-innen in der Transportbranche, wo 32 Prozent Änderungen am bereits geplanten Urlaub vornehmen mussten.

Viele müssen Teile ihres Urlaub auch für andere Zwecke als die Erholung nutzen: zum Beispiel um zum Arzt zu gehen bzw. Krankheiten auszukurieren, oder um die Kinder zu betreuen. Das trifft vor allem Frauen. Jeder Fünfte musste sich in den vergangenen zwei Jahren zumindest einen Urlaubstag nehmen, um Behördengänge zu erledigen.

Rückenwind gab es von den Befragten für eine zentrale Forderung von AK und ÖGB: 88 Prozent wollen eine sechste Urlaubswoche für alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer nach 25 Jahren, ganz egal, bei wie vielen Arbeitgebern/-innen sie diese geleistet haben. Bis dato steht Arbeitnehmern/-innen in Österreich eine sechste Urlaubswoche erst zu, wenn sie 25 Jahre lang im selben Betrieb gearbeitet haben. „Das schaffen nur mehr die wenigsten Beschäftigten und darum ist es nur fair, wenn alle nach 25 Jahren Anspruch auf sechs Urlaubswochen haben“, sagt AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer.